Und wieder eine Salamischeibe

Die Bahn verfolgt weiterhin ihre Salamitaktik und rückt Stück für Stück mit Änderungen heraus: alle paar Monate wird Stuttgart 21 etwas teurer, alle paar Monate wird der Termin, an dem Stuttgart 21 in Betrieb gehen wird, nach hinten verschoben. Nun also 2022Die Änderungen werden ein ums andere Mal klein geredet, als reine buchhalterische Notwendigkeit oder Kosmetik abgetan. Die Monate dazwischen ist großes und beharrliches Dementieren angesagt mit der Beteuerung, dass dies nun aber wirklich das Ende der Preissteigerung oder der Terminverschiebung sei, dass man nun wirklich alle Eventualitäten eingeplant hätte und alle sich auf diese letzten Änderungen verlassen könnten – derweil die Bahn intern bereits die nächste Scheibe der langen Stuttgart21-Salami herunter schneidet.

Was erstaunt, ist der weiterhin stramme Rhythmus, in dem diese Änderungen folgen. Wenn das so weitergeht und man diese Entwicklung linear fortschreibt, steuern wir tatsächlich auf eine finanzielle und städtebauliche Katastrophe erster Güte zu. Die Politik verschließt dennoch ihre Augen, bezieht sich auf fadenscheinige Legitimationen des Projekts und gibt sich mit bloßen Beteuerungen der Bahn zufrieden. Dieses Verhalten kann man nicht einmal mehr „kritisches Begleiten“ nennen, sondern muss es leichtsinnig-blauäugiges Ignorieren nennen. Auch die neue Projektstruktur wird an dieser Situation nichts ändern, da die Fehler selbst zu tief in dem Projekt verankert sind.

In Verbindung mit dem nicht überzeugenden Auftritt der Bahn bei der Erörterungsverhandlung sollte sich nicht nur für die beharrlichen Gegner von Stuttgart 21 erneut die Ausstiegsfrage stellen. Noch immer ist ein Ausstieg volkswirtschaftlich günstiger als ein Weiterbau. Für Die Bahn ist ein Ausstieg wirtschaftlich sicher ungünstiger als ein Weiterbau, weil sie ja so oder so vom Bau profitiert, egal wie die Wirtschaftlichkeitsrechnung in 10 Jahren aussehen wird. Die Bahn wird im Leben nicht pleite gehen, dafür sorgen schon die Steuerzahler. Und da die Steuerzahler immer am Ende bzw. Anfang der Kette stehen, sollte auch aus Sicht der Steuerzahler der Ausstieg berechnet werden. Und aus dieser Perspektive ist ein Abbruch auch heute noch die günstigere und vor allem vernünftigere Alternative.

Oben bleiben!

P.S. Die Bahn übt aktuell großen Druck auf das Regierungspräsidium bezüglich der Erörterungsverhandlung aus. Sie möchte die Erörterung für beendet erklären. Umso wichtiger ist unser Gegendruck – in Form von Briefen oder Unterschriftslisten an das RP! Dadurch können wir vielleicht dafür sorgen, dass die Einwände nicht einfach weiterhin ignoriert werden – weder von der Bahn noch von der Politik!

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Eine Antwort zu Und wieder eine Salamischeibe

  1. Palermo schreibt:

    Trost für die S 21 Gegner
    Der Tag kommt, an dem das Projekt eingestellt wird. 99 % aller Stuttgarter und die Montagsdemonstranten werden jubeln, die Befürworter des Umbaus sind traurig und wütend, sie hatten sich viel Profit von den Bauarbeiten versprochen.
    Die Lohnschreiber sind verstummt, Politiker sind still geworden, sie äußern sich nicht mehr zu diesem Thema. Wenn auf drängende Nachfrage eines Journalisten doch einer sich traut, dann war der Politiker ja schon immer ein Gegner dieses Geldverschwendungsprojektes.
    Die Gründe für die Einstellung sind die schon immer von den Gegnern genannten Fakten. Das Ganze ist ein Riesenverlustgeschäft, ein Ende der Kostensteigerung war nicht in Sicht. Das konnten die Politiker natürlich nicht wissen.
    Die stets behaupteten Vorteile waren Falschinformationen, technische Schwierigkeiten wurden absichtlich ignoriert. Die Belästigung der Stuttgarter durch die vielen LKW, die den Aushub der zu bohrenden Tunnel abfahren, unerträglicher Lärm bei den Rammarbeiten für den schrägen Trog und in Untertürkheim haben auch bei bisherigen Befürwortern ein Umdenken bewirkt. Die Pumpen für das Grundwasser hätten dauerhaft laufen müssen , auch nach der Fertigstellung, darum wären auch die blauen Rohre auf Jahrzehnte geblieben. Risiken für die Gebäude über den zu bauenden Tunneln sind nicht kalkulierbar.
    Die lokalen Politiker haben sich nie eingehend mit dem Projekt befasst, sie haben sich nur über Vorteile, wie Geldspenden der Baufirmen gefreut. Die Bauarbeiten zu stoppen haben sie sich nicht getraut, sie hatten eine Riesenangst! Wovor? Warum?
    Bei den Bundestagswahlen am 22. September 2013 werden die Parteien, die sich so unkritisch für den Rückbau des funktionierenden Kopfbahnhofes eingesetzt hatten, mit erheblichen Stimmverlusten abgestraft.
    In Berlin sind Bahnvorstand und Bundesregierung erleichtert.
    Die Ferigstellungstermine des Tiefbahnhofes und der Strecke nach Ulm waren nicht abzusehen, die Höhe der zu erwartenden Kosten hat sich niemand vorzustellen gewagt.
    Dass dieser Umbau unwirtschaftlich sein würde, war nicht einmal ausschlaggebend, die Bahn war noch nie „rentabel“ in Geld ausgedrückt. Die betriebswirtschaftlich anzusetzende Rechnung hat die volkswirtschaftlichen Vorteile eines funktionierenden Bahnsystems nie betrachtet.
    Die Bahn ist für die Wirtschaft und die Menschen viel zu wichtig, als dass man sie von Mehdorn, Grube und Co. ruinieren lassen darf. Sie hat viele Jahrzehnte gut funktioniert, bis die Privatisieriung von den Freunden Der Privilegierten erfunden wurde. Statt sich als global player aufzuspielen, gäbe es sehr viel daheim zu erledigen. Der „global player Wahn“ hat bekanntlich den Daimler Konzern viel Geld gekostet, weil ein durchgeknallter Vortstand auf dem Egotrip nicht gebremst wurde.
    Der Vorstand der DB ist nicht fähig, den Bahnbetrieb im Inland reibungslos zu organisieren, die Aktivitäten bei den überhastet zugekauften Auslandsbeteiligungen bekommt er nie in den Griff. Man hat sich übernommen. Jeder Industriebetrieb muss dermaßen unfähige Personen sofort entlassen, sonst geht der Betrieb kaputt. Bei Staatsbetrieben sollte das auch so sein.
    Egal welche Partei die Regierung stellt, es muss gehandelt werden!
    Die Beseitigung der Verwüstungen der Stadt gibt den Baufirmen, die das angerichtet haben, auf längere Zeit Arbeit. Wenn bis zur halben Fertigstellung die Umwelt zerstört wird, werden die Kosten für die Wiederherstellung mindestens so hoch sein wie wenn das Projekt bis zum Ende „durchgezogen“ würde. Wahrscheinlich sogar erheblich höher. Die Beteiligten würden so ihren erwarteten Umsatz machen und ohne Einbußen aus der Sache herauskommen.
    Die Politiker sind für ihre Lügen vom Wähler abgestraft.
    Es bleibt abzuwarten, ob die Kaste etwas daraus gelernt hat, Zweifel sind angebracht. Den Angeboten der Lobby kann man einfach nicht widerstehen.

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