Stuttgart hat einen S21-Akzeptierer gewählt

Der Sieg Fritz Kuhns wird in der Presse vielfach als „historischer Sieg“ gewertet. Historisch deshalb, weil es erstmals ein Grüner an die Rathausspitze einer deutschen Großstadt geschafft hat. Die Grünen seien in der „Mitte der Gesellschaft“ angekommen, das „sogenannte bürgerliche Lager“ aus CDU, FDP und Freien Wählern hätten eine schwere Niederlage eingesteckt, die nun endlich auch personelle Konsequenzen haben müsse. Übersehen wird dabei all zu oft, dass Schuster sowohl vor acht als auch vor 16 Jahren nur ins Amt kam, weil sich die Mehrheit der Grünen- und SPD-Wähler nicht auf einen Kandidaten einigen konnte. Eine Mehrheit hatte das „sogenannte bürgerliche Lager“ in Stuttgart schon lange nicht mehr.

Neben dieser allgemeinen Analyse ist interessant, was die Wahl von Fritz Kuhn nun für S21 und die Bürgerbewegung bedeutet. Bezeichnend war eine Aussage von Fritz Kuhn in der Landesschau, die nichts gutes erahnen lässt. Auf die Frage, ob die Stadt bei erhöhten Kosten für S21 auch mehr zahlen würde, antwortete Fritz Kuhn politisch schwammig: „Ich bin der Meinung, dass Stuttgart nicht mehr zahlen kann.“ Er sagte nicht „nein“. Für Fritz Kuhn scheinen also selbst Mehrkosten kein Tabu zu sein, wenn er nur der Meinung ist und keine klare Antwort gibt. Kuhn wird sich nun nicht mehr nur auf das Ergebnis der Volksabstimmung zurückziehen, sondern auch auf sein Wahlergebnis und darauf, dass er vor der Wahl immer gesagt habe, dass er Stuttgart21 bauen werde, auch wenn er persönlich S21 für falsch hält.

Ich befürchte, dass Fritz Kuhn den OB-Sessel als kommodes Vorruhestandspolster nutzt und sich in den kommenden acht Jahren inhaltlich nicht besonders aufreiben wird – und schon gar nicht in Sachen S21. Er wird sich um die wirklich wichtigen Fragen herumwinden, wie er es ja schon lange macht. Er wurde von den Bahnhofsgegnern immer als „kleineres Übel“ bezeichnet und von vielen auch als solches gewählt – aus lauter Angst vor Turner. Umso befremdlicher war für mich, wie ausschweifend viele Bahnhofsgegner die Wahl eines Übels, das Stuttgart21 bauen wird, gefeiert haben.

Wir, die Bürgerbewegung gegen Stuttgart21, haben bei der OB-Wahl mit Fritz Kuhn keinen Sieg errungen, das sollte uns klar sein. Und genau deshalb ist es umso wichtiger, dass wir weiterhin auf die Straße gehen und dafür kämpfen, dass endlich die Vernunft und das Gemeinwohl siegen und nicht Lobbypolitik und die wirtschaftlichen Interessen einiger weniger.

Oben bleiben!

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28 Antworten zu Stuttgart hat einen S21-Akzeptierer gewählt

  1. Gisela Siegel schreibt:

    Ich möchte doch darum bitten, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Als S21-Gegnerin seit vielen Jahren, stehe ich einem gewissen Kern der Bewegung sehr skeptisch gegenüber, denn ich vermisse ein demokratisches Verhalten das aus meiner Sicht anders geht! Von Fritz Kuhn jetzt zu erwarten, dass er sofort alles in die Wege leitet, um das unsägliche Projekt zu stoppen, geht nicht, Stuttgart ist ein Partner von 4 Partnern, außerdem kann Stuttgart und sein OB einschl. Gemeinderat nur im Rahmen der Zuständigkeiten für dieses Projekt aggieren. Der Druck, der jetzt aufgebaut wird, obwohl Kuhn erst im Januar das Amt antritt, sowie die Hetze in der Vergangenheit bringt der Bewegung mit Sicherheit keine Sympathien ein! Mehr rationales und logisches Denken, statt den emotionalen Gefühlen oder einfach ausgedrückt, Bauchgefühlen freien Lauf zu lassen, sollte im Kreis dieser Gegner S21 Einzug halten.

  2. zwuckelmann schreibt:

    @Gisela: Da verdrehst Du etwas die Tatsachen. Man muss Kuhn doch nur zuhören!!! Wer handelt nach dem Gefühl? Ich erwarte von Kuhn eben nicht, dass er S21 stoppt! Deshalb habe ich ihn nicht gewählt. Die Tatsachen sprechen gegen Kuhn, deshalb wird bzw. wurde er als „kleineres Übel“ angesehen. Wer ihn wählt bzw. gewählt hat, hat demnach ein Übel gewählt. Diese Gefühlsduselei nach seinem Sieg, den viele Bahnhofsgegner an den Tag legen, entbehrt doch jeglicher Grundlage! Und schließlich baue ich bei Kuhn gar keinen Druck auf, weil ich nicht daran glaube, dass das irgendetwas bewirkt. Nein, es sind doch genau die Kuhn-Wähler, die nun „Druck aufbauen“ wollen, indem sie ihm schreiben und Forderungen stellen – jedoch rein, um das eigene Gewissen rein zu waschen, weil sie ihm ja in den Chefsessel verholfen haben.

  3. Thomas Neuhaus schreibt:

    bei aller angebrachte Vorsicht halte ich die Schlüsse, die hier gezogen werden, doch für etwas verfrüht. In der SWR-Schalte hat sich Kuhn nach meinem Eindruck doch recht eindeutig zu S21 geäußert. Er har klar gesagt, daß er das Projekt persönlich für falsch hält und auf die einstimmige Entscheidung des Gemeinderates hingewiesen, keine Mehrkosten zu akzeptieren. Sollte der Gemeinderat umkippen, kommt es in Stuttgart zum Bürgerentscheid – und mit einem grünen OB dürfte das anderes laufen als unter Schuster mit seinem Lügenbrief.

    Bei aller berechtigten Kritik an Kretschmanns Verhalten seit der Wahl, scheint es im Moment doch immer klarer zu werden, daß die Bahn S21 ganz alleine gegen die Wand fährt – und vielleicht ist das ja die Taktik der Grünen – weil es anders einfach – faktisch – nicht geht, ohne daß die Masse dies auch kapieren wird. Mit jedem Tag länger, an dem an S21 festgehalten wird steigt der Schaden für die CDU, SPD und die Bahnführung.

    Der Preis ist angesichts der Zerstörungen sehr hoch, das ist mir klar. Aber vielleicht muß man diesen Weg – auf politischer Ebene – gehen.

    Die Stuttgarter Netz AG hat mittlerweile Klage eingereicht, der Bahn fehlen für alle Bauabschnitte Genehmigungen und die Kosten sind längst explodiert – Probleme ohne Ende.

    S21 wird nie gebaut werden.

  4. Kornelia schreibt:

    @zwuckelmann: Umso befremdlicher war für mich, wie ausschweifend viele Bahnhofsgegner die Wahl eines Übels…. FALSCH ich habe etwas gefgeiert, was wir in Stuttgart aus der Taufe gehoben haben… auch mit der Mappschiedsparty… endlich sitzt das Volk nicht mehr am Sonntag allein vorm Fernsehen und bibbert den Ergebnissen hinterher… nein, wir sind dabei, auch da zu sein, wenn Politik gemacht wird…(nicht nur als Horde wenn 22 Männer hinter einem Ball her laufen!!)
    @Gisela:… ich vermisse ein demokratisches Verhalten das aus meiner Sicht anders geht!
    Dieser Vorwurf, den ich den Kretschmännern, der CDU, den FDP und undlern nie verzeihen werden, möchte ich gern endlich spezifiziert haben!! Wir sind kein Mob, wie gern kolportiert wird, dass mal kurz -aus dem Bauch heraus- aufmotzt…. 20 jahre Politiker-Verdrossenheit, Asse, Finanzsupper-Gau ….. und die Obies kriegen ihre eigenen Schimmel nicht geregelt: Der Fisch stinkt vom Kopf her in der westl WElt, und nicht von unten (Herr FDPler)….
    Wir haben soviel logisches Denken, soviel rationales Denken gegen unsere Gefühle gesetzt, so dass wir immer immer mehr verloren haben. Das ist es ja was mich so erschüttert: von Kindern erwarte ich, dass sie aus ihren Fehlern lernen, Fehler nicht wiederholen….und wir Erw. leben unseren Kindern vor, dass es reicht zu sagen: das ist so beschlossen worden!!!
    Sympathien: In Dt hat es noch nie Sympathie für Lebenden Widerständler gegeben.,… erst wenn sie Tod waren konnten wir salbungsvoll damit umgehen… und dann auch nur die def. Guten
    KUHN erwarten: Die Erwartungen, die ich und Viele habe sind nicht neu, sondern stehen seit 15 Jahren in der Stgt er Agenda, und ab seit 3 Jahren schallt es von jedem Dach….. Also ihm ein sozusagen: er ist neu, er weiss noch nicht, ist falsch…. Politiker kommen nicht ganz neu vom Himmel geflogen….!

  5. Angela Pastor schreibt:

    Von welchen Propheten haben die hiesigen Propheten eigentlich ihre immer durchweg negativen Prophezeiungen?
    Vorsicht: ja. Aus Erfahrungen lernen: ja. Sich nicht für dumm verkaufen lassen: ja. Und ebenso: kleine Schritte in eine neue Richtung: ja. Und: wir sind auch noch da.
    Uns in dieser Bürgerbewegung (und ich hoffe, ich darf mich da trotzdem dazuzählen) als Mob hinzustellen, wird sich bald niemand mehr trauen, vor allem dann nicht, wenn wir uns jetzt in dieser heiklen Interimszeit und auch danach klug und angemessen und natürlich immer wahrheitssuchend und -begrüßend verhalten werden

  6. Joe schreibt:

    Der Verkehrsminister bereitet den S21-Restprotest schon mal darauf vor, dass nicht der sog. Kostendeckel ( ein juristisch wertloser Kabinettsbeschluß der Landesregierung ) zählt, sondern die jur. wasserdichte Finanzierungsvereinbarung zwischen den Projektpartnern. http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.stuttgart-21-minister-hermann-s-21-mehrkosten-vor-gericht-klaeren.697cf73d-e39d-43f8-b57a-c68ed823e82f.html
    Interessanterweise haben die Grünen den angestrebten Parlamentsbeschluß zum Kostendeckel verworfen – das spricht Bände !
    Und lieber Restprotest – die Staatsjustiz wird entscheiden (wie – wissen wir ja) und die Grünen werden sich hier wie beim Volksentscheid auf die Grundzüge des Rechtsstaats berufen – nur dieses Mal heißt es nicht „der Souverän“ hat entschieden (VA), sondern das höchste deutsche Gericht.
    Würde der Kostendeckel gelten, dann wäre sofort ein Baustopp notwendig, denn die Finanzierung von S21 wäre nicht gesichert, die Bahn würde ab sofort auf eigenes Kostenrisiko weiterbauen-was sie wiederum nicht dürfte, etc.
    Nun, das Theater hatten wir ja schon mal und jetzt offenbart sich, dass die Grünen seit gut 18 Monaten Projektförderer sind, von der Bahn keine aktuelle Kostenaufstellung fordern und eben schlimmer betrügen als die Mappus CDU. Normalerweise wäre die Koalition jetzt vor dem AUS – aber machtgeil wie die Grünen sind, hangeln sie sich so durch.
    Und auch Fritz Kuhn hat in einer Wahlkampfveranstaltung mit Rockenbauch eingeräumt, dass Gerichte über die Weiterfinanzierung entscheiden werden.
    Notfalls wird Kretschmann bzw. einiger seine Abgeordneten mit einer neuen Volksabstimmung den Souverän fragen, ob er Ausstiegskosten von sicherlich 3,5 Milliarden Euro tragen möchte oder nicht.
    Die S21-Gegner sind inzwischen stark geschrumpft. Hannes hatte um die 21.000 Stimmen, im Parkschützerforum sind noch knapp 5.000 (von vormals 34.000) rückgemeldet, im Gemeinderat und im Landtag gibt es eine breite Mehrheit für S21. Fritz Kuhn war sicherlich das falsche Signal für Stuttgart, Turner wäre es auch gewesen.
    Halten wir also fest: Protest hin oder her: S21 wird gebaut, über die Weiterfinanzierung entscheidet auf Grundlage der Finanzierungsvereinbarung alternativlos ein Gericht bzw. Gerichte und die Grünen waschen ihre Hände in Unschuld denn entschieden hat der Souverän und das höchste Gericht. Man sollte sich schon mal Gedanken darüber machen, ob man den Grünen tatsächlich die Meinungshoheit überläßt.

  7. Monika Heinrich schreibt:

    na klasse Zwuckelmann. Dann hast du eben lieber deine Stimme einem Kandidaten geschenkt, der zwar erklärter Gegner ist, aber chancenlos auf den OB-Sessel. Somit hast du in Kauf genommen, dass Turner OB von Stuttgart wird. Bravo, solche Widerständler tragen natürlich ganz viel dazu bei, dass in Richtung S21 überhaupt was verhindert wird. Kannst dir auf die Schultern klopfen. Was willst du überhaupt? Rummotzen wenn nicht alle deiner Meinung sind? Die meisten können zum Glück selber denken und handeln und tanzen nach keiner Pfeife, auch nicht nach deiner.

    • zwuckelmann schreibt:

      Liebe Monika, es geht doch nicht ums Schulterklopfen! Und auch nicht ums Rummotzen. Und ja, ich habe mit meiner Wahlentscheidung ganz bewusst in Kauf genommen, dass auch ein Turner OB hätte werden können. Warum fühlst Du Dich so angegriffen? Ich bin der Letzte, der jemanden, der Kuhn gewählt hat, angreift und verstehe durchaus, wenn jemand das macht. Ich für mich konnte das nicht – damit hast Du offenbar ein viel größeres Problem, als ich mit den vielen Kuhn-Wählern. Mir ist nur wichtig, einfach darauf hinzuweisen, wen ihr gewählt habt, das scheint nämlich ganz offensichtlich kräftig verklärt zu werden.
      Im übrigen darf ich auf meinem Blog rummotzen, wie ich will 😉

  8. horstosius schreibt:

    Hallo Akzeptierer,
    ich habe natürlich auch nicht Kuhn gewählt, obwohl er zuletzt im Württembergischen Kunstverein mit Münchens OB Ude ein gutes Bild von sich abgegeben hatte. Und mir in seiner Team Kuhn-Antwort noch kurz vor der Wahl bestätigt hat, dass er als OB von Stuttgart keine Mehrkosten für S21 freigeben würde. (ehrlicherweise gesagt, hängt dies vom Gemeinderat ab).
    Unser aller Problem ist ja doch: Kretschmann hat zu S21 dies alles auch vorher gesagt.
    Und der war ebenfalls vom Fach, wie Kuhn so schön über sich selbst sagt. Was wäre geworden, wenn alle Nicht-Akzeptierer irgendjemand gewählt hätten der nicht vom Fach gewesen wäre, um Turner den Nicht-Fachmann zu verhindern?
    Dann wäre der alte schwarze Filz wieder zur höchsten Blüte gewachsen. Und dann?
    Hoffen wir also -wie Thomas Neuhaus meint- auf ein Ende von MurkS21, das an seinen Wunden selbst ersticken soll, der Rechnungshof BW nach Mappus Sturz endlich aufwacht, und zum letzten Todesstoß ansetzt.
    Auch wenn’s schwerfällt, vieles noch zerstört wird, abwarten ist zunächst mal angesagt.

  9. dichtbert schreibt:

    Ich habe zwar Kuhn gewählt (obwohl ich ursprünglich nicht oder gläserene Urne wählen wollte), gebe Zwuckelmann jedoch in den meisten Punkten recht. Meine Motivation Kuhn zu wählen war eigentl. nur bestimmt durch das Signal, welches ein Turner Sieg etvtl. nachsich gezogen hätte. Ein Turner Sieg wäre als glasklares und erneutes Votum der Bürger Stuttgarts für das Bahnprojekt S21 gewertet und medial ausgeschlachtet worden. Es wäre uns von den Befürwortern zusätzlich zur Volksabstimmungsniederlage um die Ohren gehauen worden, weil gerade Turner in der 2. Woche des Wahlkampfes offensiv und aggresiv mit genau diesem Thema geworben hatte. Ich teile allerdings die Meinung von Zwuckelmann, dass die Wahl von Kuhn ein ähnlich gelagertes Problem entstehen lassen kann, was die Signalwirkung angeht, allerdings in deutlich abgeschwächter Form. Ich für meinen Teil erwarte überhaupt nichts von Kuhn. Der Druck muss weiterhin von der Strasse kommen und wenn es erforderlich ist werde ich auch einem OB Kuhn dieselbe Wertschätzung gegenüberbringen, die OB Schuster genießen durfte. Die bevorstehende Abholzung im Rosensteinpark wird wohl der erste Stresstest für die Gruppe von Kuhnwählern sein, die in erster Linie auch S21 Gegner sind. Die Klärung der Mehrkosten möglicherweise schon der nächste. Der Katzenjammer wird dann eventuell sehr groß sein, was ich nicht hoffe. Fairheitshalber muss man dazu noch erwähnen, dass Schuster bis zum Januar noch viel Scherben anhäufen kann und er wird bis zuletzt brandgefährlich bleiben. Vor diesem Hintergrund erhoffe ich mir von der Protestbewegung, dass sie auf der Strasse weiterhin Druck macht und sich nicht auf irgendwelche Zeitfenster oder Schonfristen, die man dem kommenden und neuen OB gewähren will, verlässt.

  10. andreas eder schreibt:

    er wies aber auch darauf hin dass für Mehrkosten eine Bürgerbefragung stattfinden muss.
    Und es ist ganz unsexy zu fragen, wollen Sie noch 1Mrd mehr in S21 stecken und dafür Schulen schließen.
    Man darf sich aber gewiß sein, dass die Frage bald kommen muss.
    Sonst müssen wir den Leuten den Kombibahnhof schmackhaft machen, nach dem Motto: „Wir brauchen keinen Tunnel, wir fahren ja noch oben.
    oder „da können fann auch mehr Autos zu ECE fahren 😉

    • zwuckelmann schreibt:

      Andreas, sei dir sicher, dass Kuhn und Kretschmann den Kombibahnhof schon bald wieder aus dem Hut zaubern werden – die schlechteste aller Lösungen 🙂

  11. Siegfried Busch schreibt:

    Kuhn sagte im Theaterhaus bei der taz-Veranstaltung sinngemäß, dass er bei einem erwiesenen Rückbau der Schiene in Stuttgart kein Schildbürger sein wolle, der so etwas befürworten würde. Mal sehen, ob er trotzdem aus Stuttgart ein Schilda21 macht, ich kann es mir nicht vorstellen. Zum Thema Rückbau gibt es viele Fakten bei http://www.metropolis21.de

  12. Joe schreibt:

    Minister Hermann hat sich jetzt offiziell vom Kostendeckel verabschiedet und schwenkt auf die Grube-Linie. Der hat bereits vor gut einem Jahr eine gerichtliche Klärung über die Verteilung der Mehrkosten auf die Projektpartner angeregt und sich dabei auf die Finanzierungsvereinbarung berufen.
    Damit ist der Kostendeckel als wertlose Absichtserklärung des Kabinetts enttarnt – zumal der angestrebte Parlamentsbeschluß der Grünen aus Angst vor einer Abstimmungsniederlage verworfen wurde.
    Mal ganz erhrlich: Der Kostenrahmen ist längst gerissen – nur Kretschmann fordert seit rund 18 Monaten absichtlich von der Bahn kein Zahlenmaterial weil er dann in Erklärungsnot kommt. ist die Weiterfinanzierung nicht gesichert, dann kann man nicht weiterbauen – dann müßte GrünRot auf Konfrontation zur Bahn gehen und fordern, dass alles was ab jetzt gebaut wird, auf Kosten der Bahn geht. All das passiert nicht und das spricht Bände. Das Baustopp-Thema haben wird jetzt seit 2 Jahren in der Diskussion und in den 2 Jahren ist so ziemlich alles platt gemacht worden was geht.
    Als nächsten folgen die Bäume im Rosenstein, die zweite GWM-Anlage, das Abtragen des Mutterbodens im Schloßgarten. Also wer wirklich denkt, dass bei dem Baufortschritt eine Mehrheit für den Ausstieg votieren wird (selbst wenn die Kosten steigen), der träumt einfach.
    Die VA wurde genau wegen dieser Ausstiegskosten verloren und inzwischen sind zu den von Boris Palmer kurz vor der VA verkündeten 1,1 Milliarden sicherlich ein paar Millionen dazugekommen.

    • Thomas Neuhaus schreibt:

      Sorry – aber Ihre Argumentation ist nicht schlüssig. Herrman sagt übersetzt nichts anderes als: Wenn die Bahn mehr Geld vom Land haben will, muß sie klagen. Das ist nichts neues, stimmt, und es bedeutet auch, daß der Kostendeckel aus Sicht des Landes gilt. Die Landesregierung kann ihre Entscheidungen nicht über Gerichtsentscheidungen stellen, sollte es denn zu einem Klageverfahren vor Gericht kommen. Das wird sie aber nicht tun, wie sollte sie diese Klage bei der aktuellen Genehmingungsklage vor Gericht begründen? Außerdem würde in diesem Fall zwangsläufig auch die Frage nach der Rechtmäßigkeit der Mischfanzierung aufgeworfen werden.

      Dies wäre im Übrigen die Chance der Grünen gewesen, die sie verpasst hätten.

      Genauso wie die SPD den Volksentscheid für eine Koalition mit wem auch immer zur Bedingung gemacht hat, hätten die Grünen eine Überprüfung der Mischfanzierung zur Bedingung machen können.

      Und außerdem gilt folgendes kinesisches Sprichwort:

      “Warte lange genug am Flussufer und du wirst die toten Körper deiner Feinde an dir vorbeiziehen sehen“

    • dichtbert schreibt:

      die zweite GWM-Analge? Es ist noch nicht einmal die erste genehmigt, geschweige denn einsatzbereit. Vor 2014 geht da überhaupt nichts

  13. Angela Pastor schreibt:

    Zwuckelmann, sorry, ja ich kenne Deinen Gedankengang und kann ihn schon nachvollziehen, nur, wie ich schon mal gesagt habe, willst Du schon einen Schritt weiter sei, wie mir scheint. Wir und GANZ Stuttgart brauchen diesen Übergang, glaube ich. Sicher weiß niemand, was sein wird, klar.
    Und warum diese self-fulfilling prophesy-Anwandlung?
    Stattdessen können wir doch unsere Tatkraft und Kreativität weiterhin voll einsetzen, oder nicht?
    Dazu zähle ich auch mich und viele viele Aktive und Mitdenker und Mitstreiter hier.
    Sorry wenn’s langsam nervt

    • zwuckelmann schreibt:

      Liebe Angela, Du nervst nicht 😉 Ich sehe nur viele Parallelen zur LTW und zur VA und zu den vielen, vielen anderen Bescheißereien, die uns außer Kraft und Nerven nichts gebracht und nur geschadet haben. Ich will meine Hoffnungen nicht mehr auf einen Politiker projizieren, die Gefahr, enttäuscht zu werden, ist ja doch enorm. Ich will das elende Spiel, das mit uns gespielt wird, nur um uns bzw. unseren Widerstand zu brechen, nicht mehr mitspielen! Ich bin gerne auf der Straße und demonstriere für unsere Sache, das tue ich mit aller Kraft und allem Engagegemt, denn ich vertraue uns, unserer Kraft und unserem Durchhaltewillen. Herrn Kuhn vertraue ich hingegen kein bisschen, ganz im Gegenteil fürchte ich, würde er auch viel dafür tun, uns von der Straße zu bekommen. Ich glaube Politikern nicht mehr und ich hoffe auch nicht auf sie!

      • Angela Pastor schreibt:

        Von jeglicher Art von Verbissenheit, Resignation, pauschaler Ablehnung „des Politikers an sich“ würd ich gerne wieder wegkommen. Eine solche Aussage hat sowas Zwingendes, dass mir Angst und bange wird vor der Entschiedenheit Deiner Haltung, Zwuckelmann

  14. Joe schreibt:

    Die Gruenen haben bzgl Mischfinanzierung keine Chance verpaßt – sie habe alle rechtlichen Bedenken zurueckgestellt und mit der SPD vereinbart, dass nach der VA keine strittigen Rechtsfragen mehr eroertrt werden. (siehe DR Interview Nils Schmid).
    Und bezgl Kostendeckel: Von einer gerichtlichen Ueberpruefung spricht Hermann zum ersten Mal – zum ersten Mal verweist er damit auf die Finanzierungsvereinbarung die seit 18 Monaten von der Landesregierung mit keinem Wort erwaehnt wird. 99,9% wissen vermutlich nicht was dort drinsteht. Und nochmal: Es gibt im Parlament eine breite Mehrheit fuer S21 – auch innerhalb der Spd. Dann stellt sich logischerweise die Koalitionsfrage-das mueßte man jetzt schon andiskutieren.

  15. Peter Laier schreibt:

    Hochverehrter Zwuckelmann,

    ich fühle immer mehr wie Dein Sinn für die Realität schwindet oder vielleicht gar nie vorhanden war.
    Vielleicht bildest Du Dich einfach ‚mal fort und versuchst zu erkennen wer für die Zusage weiterer MMittel für S 21 zuständig wäre. Glaubst Du denn wirklich, dass das der OB ist? Wenn er es wäre, könnte er eine knkrete Aussage treffen. Schau‘ doch einfach in der Gemeindeordnung und der Hauptsatzung der Stadt bStuttgart nach. Das tut Dir sicher gut!

    • dichtbert schreibt:

      „MMittel… “ DDDDas ausgerechnet Sie hhhhier von (Fort)Bbbbbildung schreiben, klingt irgendwie nach Selbstironie. Wenn Sie hier schon die Gemeindeordnung/Hauptsatzung der Stadt Stuttgart ins Spiel bringen, wäre es wohl angebracht die entsprechende Stelle zu benennen. Aber wwwwie ggeeeesagt… ein bischen Bbbbbilung tut auch Ihnen sicher ggggganz gut 😉

  16. zwuckelmann schreibt:

    Hochverehrter Joe, das sollte mir wohl zu denken geben, wenn Sie merken, wie mein Sinn für die Realität zunehmend schwindet. Vielleicht ist ein Symptom davon auch, dass ich wirklich Schwierigkeiten habe, Sie zu verstehen. Auf welche meiner Aussagen beziehen Sie sich? Dass der OB nicht allein für die Mittel für S21 zuständig ist, ist mir wohl bewusst, aber habe ich das irgendwo behauptet?

  17. Ulmer_Schachtel schreibt:

    Wenn ich als Nicht-Stuttgarter meine unmaßgebliche Außensicht beisteuern darf: Fritz Kuhn ist Firtz Kuhn, nicht mehr und nicht weniger. Allerdings dürfte seine Wahl nicht so dramatisch sein, da durch sie die Anti-S21-Bewegung kaum mehr an Wucht einbüßen kann, denn die Bewegung hat sich doch auf ihrem heutigen Niveau stabilisiert, oder? (So würde ich das jedenfalls aus der württembergischen Provinz heraus einschätzen.) Das ist der große Unterschied zur Schlichtung, zur Landtagswahl und zur Volksabstimmung, als es noch ein sehr großes Potenzial gab, die Leute wieder von der Straße auf die Sofas zu dirigieren. Sehr schön verkörpert hat das das hiesige MdL der Grünen, welches – die Tinte des letzten Volksabstimmungskreuzchens war noch nicht ganz trocken – schon verkündete: Volkes Stimme hat gesprochen, jetzt wird gebaut, das ist ganz klar.

    Wenn jemand von Fritz Kuhn mehr erwartet, dann wohl aus der Sehnsucht, immer wieder (grün) eingeseift zu werden. Wenn die Grünen diese Funktion nicht mehr wahrnehmen, stehen die Piraten bereit. Wer wissen will, woraus diese Seife u.a. besteht, der möge sich für einen Augenblick die Story „Kretschmann und die Mischfinanzierung“ in Erinnerung rufen, das wurde hier in den Kommentaren ganz zu Recht wieder hervorgekramt.

  18. Dorats schreibt:

    „Umso befremdlicher war für mich, wie ausschweifend viele Bahnhofsgegner die Wahl eines Übels, das Stuttgart21 bauen wird, gefeiert haben.“

    Kann schon sein, dass manche den Kuhn als OB gefeiert haben. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass die meisten gefeiert haben, weil Turner NICHT OB wurde.

  19. zwuckelmann schreibt:

    @Angela: Du schreibst: „Von jeglicher Art von Verbissenheit, Resignation, pauschaler Ablehnung “des Politikers an sich” würd ich gerne wieder wegkommen.“ Ich empfinde mich nicht als resigniert oder verbissen, auch lehne ich nicht den Politiker an sich ab, ich lehne es allerdings aktuell ab, von Politikern irgendetwas zu erwarten oder Hoffnungen in Politiker zu setzen. Resigniert und Verbissen … ich habe eher das Gefühl, dass mich die „Emanzipation“ von der Parteienpolitik mich befreit, mich offen macht für die eigene Gestaltungskraft. Nicht Resignation sondern Optimismus, nicht Verbissenheit sondern Vertrauen ins eigene Tun, das würde ich viel lieber vermitteln, denn das trifft meine aktuelle Lage, meine Gedankenwelt viel eher.
    Was mich interessieren würde: was meinst Du, wie ehrlich, wie verlässlich, wie verantwortungsbewusst Parteipolitiker sind? Wir wählen sie und werden doch sehr oft enttäuscht. Muss man das weiterhin mitmachen, nur um immer und immer wieder enttäuscht zu werden? Oder ist es nicht sinnvoll, Wege aus dieser Situation zu finden? Bei Kuhn lasse ich mich gerne vom Gegenteil überzeugen – allein, ich glaube nicht, dass Kuhn als Berufspolitiker noch viel Bodenhaftung hat und uns nicht enttäuscht. Warten wir’s ab.

  20. Greta Quiring schreibt:

    Lieber zwuckelmann, Du sprichst mir aus der politischen Seele, danke! Man braucht sich nur die konzernorientierte Energiepolitik der Grünen im Stuttgarter Gemeinderat anschauen – und der anderen Fraktionen auch – dann könnte man die Hoffnung auf 100% kommunale Stadtwerke schon verlieren. Das ist gut, was Du schreibst über Optimismus und Vertrauen ins eigene Tun. Sehr gut! Greta

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