Mappus versteht es einfach nicht!

In der Online-Ausgabe der Stuttgarter Zeitung äußert sich Stefan Mappus zu den Protesten gegen Stuttgart 21 vor allem im Jahr 2010. In diesem Artikel wird einmal mehr deutlich, wie wenig Mappus (und wahrscheinlich auch große Teile der Spitzenpolitiker und der Verwaltungsspitze) den Protest gegen das Immobilienprojekt verstanden hat und heute noch versteht.

Mappus meint noch immer allen Ernstes, dass die Proteste gegen Stuttgart 21 vor allem durch ein Kommunikationsproblem so heftig geworden wären. „‘Stuttgart 21 hätte von Anfang an viel besser kommuniziert werden müssen, sei es durch Veranstaltungen, Mediation oder Liveübertragungen‘. (…) Nur so könne der Eindruck vermieden werden, dass etwas unter den Tisch gekehrt werde.“ heißt es dort. Doch der Protest brach ja nicht deswegen los, weil die Gegner des Projekts meinten, dass etwas unter den Tisch gekehrt werde. Das ist und war immer nur eine Begleiterscheinung, wie sie bei vielen Großprojekten gang und gäbe ist, aber das war nie ein Hauptgrund für die Proteste. Vor allem: Was hätte denn noch mehr erklärt werden sollen? Es gab zahllose Hochglanzprospekte, die das Projekt schöngeredet und schöngerechnet haben, da hätte noch mehr „Kommunikation“ nichts geändert.

Es scheint für Mappus und seinesgleichen nicht verständlich, dass man Menschen von diesem Projekt einfach nicht überzeugen kann! Es ist keine Frage der Kommunikation, es ist eine grundsätzliche Frage über Sinn oder Unsinn dieses Projekts. Insofern ist auch seine „Erkenntnis“, „‚dass sich Großprojekte nicht gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung durchsetzen lassen‘“, schlichtweg falsch. Stuttgart 21 wurde gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung durchgesetzt, hätte man zur richtigen Zeit die betroffenen (!) Bürger tatsächlich gefragt. In Stuttgart wurde aber alles dafür getan, dass es zu einer solchen Abstimmung nie kommt. Die Volksabstimmung unter Kretschmann ist sowohl in ihrer abstrusen Formulierung des Abstimmungsgegenstandes als auch als landesweite Abstimmung als auch zu dem sehr späten Zeitpunkt letztlich nicht als tatsächliches Votum über dieses Projekt anzusehen.

Auch die weiteren Äußerungen von Mappus zeigen, wie wenig er verstanden hat. Wenn er sich überrascht zeigt, dass der Protest so hart geführt wurde und „von langer Hand geplant“ wurde, kann man nur sagen, dass es den Protest ja nicht erst seit 2010 gibt, sondern dass sich der Protest bereits Jahre vorher formierte. Der Protest wurde also nicht von langer Hand geplant, sondern er existierte bereits jahrelang und konnte deshalb sehr schnell reagieren und mobilisieren. Und wenn Mappus meint, dass die Proteste den Bau von Stuttgart 21 um zwei Jahre verzögert und entsprechend verteuert hätten, will man ihm nur zurufen, dass bis heute das Projekt nicht durchgeplant ist. Bis heute sind viele Fragen offen, bis heute wird herumgedoktert und herumlaviert, um das Projekt irgendwie weiter treiben zu können. Den Protest gegen Stuttgart 21 hätte es für diese Verzögerungen gar nicht bedurft, der Protest legte und legt nur offen, wo es bei Stuttgart 21 alles mangelt.

Die wichtigste Frage lautet jedoch: Warum erscheint ausgerechnet jetzt dieser große Artikel mit Stefan Mappus? Hat es vielleicht etwas damit zu tun, dass so gut wie sicher Anfang Dezember neue Kostensteigerungen von der Bahn eingestanden werden müssen? (Der Spiegel weiß schon mehr.) Hat es vielleicht damit zu tun, dass in den kommenden Tagen im Naturschutzgebiet unter dem Schloss Rosenstein erneut riesige Flächen mit alten, teilweise geschützten Bäumen, gefällt werden sollen? Der Artikel macht den wenig kenntnisreichen Leser glauben, dass Stuttgart 21 doch eigentlich nur ein Kommunikationsproblem habe und letztendlich die Gegner die Verzögerungen und Kostensteigerungen verantworten müssten. Diese verquere und leicht zu widerlegende Sicht wird aber von der Stuttgarter Zeitung nicht widerlegt, sondern einfach so stehen gelassen. Einmal mehr ist ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Es gilt auch weiterhin: Oben bleiben!

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