Das wird schon werden …

CAM00402Die Bahn treibt das Projekt Stuttgart21 nach dem Motto „das wird schon werden“ voran. Nicht nur Gegner des Projekts gehen von einer wesentlich höheren Summe für Stuttgart21 aus, als sie der bisher beschlossene Finanzierungsrahmen hergibt. Die Bahn selbst hat diverse Berechnungen angestellt, nach denen das Projekt wesentlich teurer wird, als es die bisher offiziell kommunizierten Zahlen nahe legen. Die Finanzierung der wahren Kosten ist also noch immer nicht geklärt.  Doch die Bahn baut einfach einmal los. Das wird schon werden – in fünf Jahren wird schon einer zahlen, wenn die Innenstadt Stuttgarts ein riesiges Loch ist und das Geld ausgegangen ist.

Auch das Grundwassermanagement wird nach dem Motto „das wird schon werden“ gebaut. Es gibt Aussagen von verantwortlicher Stelle, die besagen, dass man tatsächlich erst wisse, ob das mit dem GWM wie geplant funktioniere, wenn man es ausprobiert hätte. Das wird schon werden – und wenn nicht, wird der Bautrog eben unter Wasser betoniert. Ach ja, und das mit den dann entstehenden höheren Baukosten, das wird schon werden (siehe oben).

Damit nicht genug. Das GWM wurde und wird in einer Dimensionierung gebaut, die noch gar nicht erlaubt ist. Bereits der Bau des zentralen GWM am ehemaligen ZOB wurde begonnen, obwohl die 5. Planänderung, die die ursprünglich dezentralen  Aufbereitungsanlagen zu einer, eben dieser zentralen Aufbereitungsanlage beinhaltete, noch gar nicht genehmigt war. Das wird schon werden, dass die Behörden der Planänderung zustimmen, dachte die Bahn und baute einfach einmal los. Und wenn nicht, dann wird es eben teurer. Ach ja, und das mit den dann entstehenden höheren Baukosten, das wird auch schon werden (siehe oben)

Doch auch damit nicht genug. Die Rohre und Rohrbrücken, die aktuell für das Grundwassermanagement rund um den Bahnhof verbaut werden, sind zum Teil gar nicht erlaubt. Sie sind bereits für eine Fördermenge dimensioniert, die erst in der 7. Planänderung beantragt, aber noch keineswegs genehmigt ist. Dennoch baut die Bahn munter drauf los. Das wird schon werden, denn wenn wir es so wollen, werden die Behörden schon zustimmen. Die paar Tausend Einsprüche gegen diese Planänderung sind doch Pillepalle. Und wenn die 7. Planänderung doch nicht genehmigt wird? Dann wird es eben teurer. Ach ja, und das mit den dann entstehenden höheren Baukosten, das wird dann schon werden (siehe oben).

Ein anderes, durchaus realistisches Szenario könnte sein, dass die Bahn trotz fehlender Genehmigung mehr Grundwasser abpumpt, denn offensichtlich wird sie eh nicht, und wenn doch, dann höchstens von sich selbst kontrolliert. Anders ist es nicht zu erklären, dass außer kritischen Bürgern, die entsprechende Fragen an Behörden und Projektbüro stellen, niemand Offizielles zu interessieren scheint, was die Bahn in Stuttgart tatsächlich treibt. Weder Stadt noch Land kontrollieren diese Arbeiten ernsthaft, obwohl genau das zu einer kritischen Begleitung dazu gehört. Und man muss sich unweigerlich fragen, warum es überhaupt derartige Verfahren gibt, wenn ein privatisierter Monopolist in Staatshand derart unverfroren und ignorant agieren kann. Eine Privatperson, die ein Eigenheim bauen will, hätte bei einem solchen Verhalten schon längst mächtig viel Ärger am Hals.

Wer jetzt noch glaubt, das würde schon noch werden mit unseren Politikern und ihrer kritischen Begleitung, verschließt die Augen vor der Realität. Nichts wird in dieser Hinsicht werden … außer dem Katzenjammer, der wird werden, und er wird sehr groß sein spätestens in fünf Jahren.

Oben bleiben!

P.S. Mit ein bisschen mehr Mut und Aufmüpfigkeit wird das schon werden mit dem oben Bleiben! 😉

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13 Antworten zu Das wird schon werden …

  1. Herbert Künzel schreibt:

    Hm….ich wohne nicht in Stuttgart, aber wenn ich dort wohnen würde.

    Es gibt gute starke Akkubohrmaschinen, und Titanbohrer, notfalls Diamantbesetzte, selbst die kosten nicht die Welt…..

    So was fällt mittlerweile unter Artikel 20 Absatz 4 GG

  2. beate würtele schreibt:

    Leider muß ich Dir zustimmen.
    Recht, kritisches Begleiten, Medien, 20.6. Lügen und Verurteilungen…
    Und wir gucken brav zu , keine Großdemos, kaum Blockaden, Wir sind lieb und wollen nicht mehr stören.
    Liedtext von Klaus dem Geiger :
    Wir sind die schweigende Mehrheit, wir sind der Macht liebstes Kind.
    Wir tun nichts sagen , nichts fragen, weil wir so schißig sind.
    Mit uns gewinnt man die Wahlen, denn wir sind berechenbar.
    Wir tun die Krise bezahlen,.daß alles so bleibt wie es war..

  3. schaeferweltweit schreibt:

    Reblogged this on SchaeferWeltWeit.de und kommentierte:
    Das wird schon werden … mit dem Oben Bleiben!
    Zwuckelmanns Blogartikel zur aktuellen Lage in Stuttgart.

  4. Joe schreibt:

    Anstatt jeden Montag 2500-3000€ sinnfrei zu verballern, sollte man 1x im Monat eine Blockadeaktion durchführen und die gesparten 10.000€ den Aktivisten in Form eines Ersatzes ihrer Auslagen ( Wegtragegebühr, etc..) zukommen lassen. Megapeinliche Musikdarbietungen bei denen selbst Vorschulkinder mit zugehaltenen Ohren vorbeilaufen ( BlechCircus oder was was neulich war) und ein Demozug vom Marktplatz schnell vor das Finanzministerium….Da läuft wirklich was mächtig schief im Staate Dänemark.
    Und klar ist das ein alter Protest wie Bild aktuell titelt, denn die Jungen wurde zeitig aus dem Protest vertrieben weil es den selbsternannten Gurus nicht in den Kram paßte. Jetzt zofft sich wieder mal das Finanzteam, dann zofft sich der „Menübringdienst“ (Versorger&co.) die niemand mehr benötigt. Inzwischen fremdschäme ich mich für das was dieser Event-Protest abliefert. Und wenn man mal schaut wer im Forum nicht mehr postet – viele davon waren sehr aktiv auf der Strasse – dann sollte den Hauptakteuren doch endlich ein Licht aufgehen. Wer die Geldverschwendung der Bahn anprangert, der sollte mal kritisch fragen, warum man Spendengelder für diesen Montagsmist verballert. Seit der verlorenen VA läuft nichts mehr !

  5. Ricarda Feldmann schreibt:

    Auf dem Grünen-Parteitag hat man so gar nichts zum Städtebau- und Infrastrukturprojekt Stuttgart 21 gehört. Wollte man nicht S21 zu DEM Thema im Wahlkampf machen? Oder hat man etwa erkannt, dass S21 nur in Sichtweite des Fernsehturms ein Thema ist?

  6. nixle schreibt:

    Tunnelverrückte gibt’s überall, aber besonders heftig ist die Häufung am Marienplatz! Dort wo die Feldmanns, Sanchez-Adoniz und die Mirabilix wohnen.
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    Hätte es damals, 1958, schon billige Kühlschränke gegeben, wäre Michael Altmann das alles nicht passiert. Am Fuße des Kürnbergs bei Linz wollte er eine Schenke eröffnen: ein paar Bierbänke, kühle Getränke. Also schlug er einen Lagerraum in den Sandstein, denn in so einer Kühlkammer steigt die Temperatur auch im Hochsommer nicht über neun Grad. Doch dann, als der Raum schließlich fertig war, buddelte Michael Altmann einfach weiter. Rund tausend Tonnen Sandstein hat er bis heute aus dem Kürnberg geschlagen, 180 Meter Stollen in mehr als fünfzig Jahren, anfangs nur mit einer Spitzhacke. »An guten Tagen kam ich etwa zwanzig Zentimeter weit«, erzählt er, während er durch den Raum führt, mit dem alles angefangen hat: etwa drei auf zwölf Meter groß, düster, feucht, muffige Luft. Altmann, mittlerweile 77, graues Haar, sieht man das Höhlengraben an: Seine Arme sind kräftig, sein Bauch ist flach, sein Rücken gekrümmt. Im Dorf nennen ihn die Leute nur »den Muck.« Zunächst legte er sich damals noch einen Grund zurecht, warum er weitergraben wollte: Ein Rutengänger hatte ihm prophezeit, dass er auf Wasser stoßen werde. Einen Grund brauchte er: Die Schenke hat er nie eröffnet, weil ihm das Bezirksamt die Genehmigung versagt hat. Tagsüber fuhr Michael Altmann Taxi in Linz, abends grub er seinen Stollen: Pfeilgerade führt der Gang in die Tiefe, so steil wie eine Passstraße, nur fünfzig Zentimeter breit und einsfünfzig hoch. Die Wände hat Altmann mit Beton ausgekleidet, damit ihm die Decke nicht auf den Kopf fällt. Er grub auf eigenes Risiko. Eine Bewilligung brauchte er nicht. Das Bergbauamt sah Fälle wie seinen nicht vor und die örtliche Baubehörde interessiert sich nur für Bauten über dem Boden. Den Schutt transportierte Altmann in den ersten Jahren mit der Schubkarre ab und verschenkte ihn an Häuslebauer. Wurde seine Spitzhacke stumpf, feuerte er einen kleinen Ofen an und legte die Spitze in die Glut, um sie anschließend wieder zu schärfen. Wenn es gar nicht mehr weiterging, besorgte er sich Sprengstoff, sogenannten Donarit, der im Bergbau verwendet wird – Altmann hatte bei der Feuerwehr die Sprengprüfung abgelegt und durfte den Sprengstoff deshalb kaufen. Michael Altmanns Leben teilte sich damals immer mehr in ein Unten und ein Oben. Oben, über der Erde, verlief es in den geregelten Bahnen einer Nachkriegsbiografie. Er trat der Feuerwehr bei, heiratete und übernahm mit seiner Frau 1965 ein Wirtshaus. Unten spielte der Kürnberg weiter sein Spiel mit ihm. Statt Wasser spuckte er Haifischzähne, Muscheln oder Knochen aus. Vor allem aber gab er Altmann das wohlige Gefühl von Sicherheit. Nie habe er Angst gehabt, wenn er allein und im schwachen Licht seiner Kerze gegraben habe, nie, sagt Altmann energisch, während er immer tiefer den engen Gang entlangführt. Im Gegenteil. Als 1962 der atomare Ernstfall drohte, habe er, Kriegskind, am Eingang zwei Stahltüren montiert und Rationen für 14 Tage angelegt. Der Stollen war fortan sein Bunker.
    Michael Altmann ist nicht der Einzige seiner Generation, den es in die Tiefe gezogen hat, der über Jahrzehnte einen Stollen ohne jeden Sinn und Zweck angelegt hat. Zur etwa gleichen Zeit grub ein junger Mann in der Schweiz hinter seinem Haus nach Wasser, fand welches, und hörte trotzdem nicht auf, sondern trieb einen Stollen von 220 Meter Länge ins Gestein; in London begann ein Mann unter seiner 20-Zimmer-Villa zu graben, bis sein Tunnelsystem die Statik der Nachbarhäuser gefährdete; und der amerikanische Künstler Ra Paulette lässt sich noch heute ziellos grabend durch Sandsteinberge treiben. »Psychoanalytisch lässt sich das relativ einfach erklären«, sagt Anton Tölk, Psychiater an der Linzer Nervenklinik. »Man kann das Höhlengraben als Sehnsucht nach dem geborgenen Mutterleib deuten. Die Höhle umfasst und gibt Schutz.« Sie sei in ihrer Undurchschaubarkeit aber auch verführerisch wie ein Labyrinth. Beim Graben setze dann eine kontemplative Befriedigung ein. Man wolle nicht mehr aufhören. »Der Sinn kommt dabei allein aus der Befriedigung. Solange man gräbt, lebt man, weil es mit dem Graben immer weitergeht«, sagt Tölk. Und so war es auch bei Michael Altmann: Irgendwann stieß er tatsächlich auf eine Wasserader, doch nach einer Pause von ein paar Wochen nahm er die Spitzhacke wieder in die Hand. »Im Stollen hatte ich meine Ruhe«, sagt er. Man solle ihn nicht falsch verstehen: Er sei ein geselliger Mensch. Aber als Wirt lerne man viele Menschen zweimal kennen. Einmal ohne und ein zweites Mal mit Alkohol. »Der Stollen war dann wie ein Kloster. Keine Musik, kein Radio, keine Gäste, keine Stimmen, nichts.« Das Paradoxe an Michael Altmann ist, dass seine Mittel umso brachialer wurden, je verspielter sein Ziel geriet. Altmann führt in eine Nische im Stollen und zeigt eine mannshohe Riesenbohrmaschine. Er hat sie gebaut, um den zweiten Stollenarm in Angriff zu nehmen, einen ebenfalls gänzlich sinnlosen. Die Maschine sieht aus wie ein Monster aus Alteisen, mit Scheibenbohrern so groß wie Pizzateller. Der Stollenarm, den er damit grub, ist gewunden und gewölbt wie ein Darm – oder eben ein Mutterleib. Die Decke ist hoch, man fühlt sich gut aufgehoben, obwohl die Wände hier nicht gesichert sind, sondern nur wie die einer festgeklopften Sandburg aussehen. Mehrere Elektromotoren verheizte Altmann beim Bohren im Gestein. Manchmal fuhr ihm wegen der Feuchtigkeit der Strom in die Glieder. Ein Freund, einst U-Boot-Maschinist bei der Marine, half ihm ab und an mit der Seilwinde, die er sich inzwischen angeschafft hatte. Als das Steineschleppen mit den Jahren auf die Hüfte zu drücken begann, kaufte Altmanns Frau ihm ein Raupenfahrzeug, eine Art Hubwagen. Es war ihr einziger Beitrag zum Stollen. Ansonsten ließ sie ihren Mann machen und schwieg zu seinem Hobby. Nur wenn er um Mitternacht noch immer nicht zu Hause war, kam sie runter und sagte, dass es nun aber Zeit sei. Seit er 1995 in Rente gegangen war, verbrachte er ganze Tage in seiner Höhle. Bis er 2008 ein letztes Mal auf Granit biss. Er hätte wieder sprengen müssen. Doch er war inzwischen ein betagter Mann mit operierter Hüfte. Also malte er, statt zu sprengen, die Ausfräsungen mit Sternen aus, die sich nun im Grundwasser auf dem Stollenboden spiegeln. Altmann führt zurück zum Eingang, nimmt langsam Stufe um Stufe, die er in den Sandsteinboden geschlagen hat. Würde er weiter graben, wenn er noch mal zwanzig wäre? »Na freilich!«, sagt er. Und was? »Ideen hätte ich genug.« Ja, zum Beispiel? »Etwas kommt einem immer in den Sinn.« Die Frage nach dem Ziel, man braucht sie einem Höhlengräber wie ihm nicht zu stellen

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