Mutti besucht ihr Büble

Heute kam die Kanzlerin, um OB-Kandidat Turner zu unterstützen. Ob dieser Auftritt Turner wirklich geholfen hat, bleibt abzuwarten – am 21. Oktober wird erneut gewählt.

Auf dem Marktplatz war eine große Bühne aufgebaut, der Bereich davor war abgesperrt für die geladenen Gäste, die auf Bierbankreihen Platz nehmen durften. Auch gab es zwei Bier-Wagen auf dem Marktplatz und einen Pavillon der IG-Bürger, die Werbung für Stuttgart21 machten und Plakate parat hielten, um der Kanzlerin zu zeigen, dass es auch Projektbefürworter in Stuttgart gibt. Denn das war auf dem Marktplatz kaum wahrnehmbar, da außerhalb des abgegrenzten Gebiets der Marktplatz gefüllt war mit Stuttgart21-Gegnern. Es waren sicher drei bis viermal so viele Projektgegner dort wie Turner-Unterstützer.

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Als Schuster, Turner und Merkel dann um 15 Uhr auf den Marktplatz kamen und sich den Weg durch die Menge bahnten, wurden sie lautstark begrüßt mit allerlei Rufen und Pfiffen. Als die drei die Bühne erklommen, fing es dann noch an zu schütten und hörte nicht eher auf, bis die Veranstaltung vorbei war. Insgesamt ein eher unerfreulicher Auftritt für Schuster, Turner und Merkel – und für die Mitturner, die heute besonders aggressiv die Demonstranten teilweise sogar handgreiflich angingen.

Als erstes redete Turner. Seine Rede war einfältig und klang schwunglos, als hätte er die Rede abgelesen. Er erzählte von früher und von seinen Heldentaten, von der ersten Zeitung, der Firma und seinen tollen Erfolgen. Immerzu betonte er, dass er ein Bürger sei, ein Bürger, der arbeite und wirtschaftlich erfolgreich sei. Ich fand diese Aussagen eher peinlich und beleidigend, denn sie klangen eher so, als würde ihn dieses Bürgersein, das Arbeiten und der wirtschaftliche Erfolg zu etwas ganz was besonderem machen. Anstatt des gewünschten Effekts, dass er „einer von uns“ sei, klang die Rede eher nach elitärem Geprahle und Aus- statt Einschluss. Aber das entspricht sicher auch seinem wahrem Naturell.

Dann kam Merkel – auch sie sichtlich irritiert wegen des lautstarken Hintergrundgeräuschs der Bahnhofsgegner. Sie lobte die Stadt, in der man demonstrieren dürfe, in der man arbeite und nach der Arbeit auch einmal demonstrieren gehen könne. Aber der Bahnhof, der sei einfach wichtig, denn an ihm entscheide sich die Zukunftsfähigkeit nicht nur der Region Stuttgart, sondern des Landes (das hat sie wirklich gesagt!). Wer einen modernen Verkehr wolle, müsse S21 wollen. Hier würden die Weichen gestellt, war einer ihrer letzten Sätze. Ob sie Weiche 227 kennt? Ach nein, sie kommt ja per Flugzeug und Auto, sonst hätte sie sicher nicht dieses absolut unpassende – oder eher bezeichnende? – Bild in ihrer Rede eingebaut. Auch ihre Rede wirkte kraft- und saftlos und sehr angestrengt. Sie war wohl auch froh, als dieser Auftritt vorüber war.

Nach Merkels Rede war schnell Schluss. Schuster sagte nichts mehr und auch sonst hatte offensichtlich keiner der CDU-Granden Lust, das Wort zu erheben. Turner nahm den Fußweg zum Schlossplatz und wurde von einer demonstrierenden Menschenmenge begleitet. Dort verschwand er dann schnell in der U-Bahn.

Insgesamt empfand ich den Auftritt bezeichnend. Es schüttete in Strömen, die Stuttgarter machten ihrem Ärger Luft und begleiteten mit vielen kreativen Plakaten die Veranstaltung. Gespannt darf man sein auf die Berichterstattung, die wahrscheinlich die Bahnhofsgegner verteufeln wird. Vergessen sind dann schnell die Entgleisungen, der mangelhafte, tödliche Brandschutz, das Grundwasser und alle anderen Ungereimtheiten. Aber das macht mir nix, ich fand die Veranstaltung richtig und gut!

Gerade kommt in der Landesschau: „Großer Empfang für die Kanzlerin – Tausende begrüßten sie“ … kein Wort darüber, dass die Tausende die Bahnhofsgegner waren und nur wenige Hundert zum Kanzerljubeln kamen. Aber so kennen wir den SWR.

Oben bleiben!

Filmmitschnitte und interessante Infos wie zum Beispiel Turners FB-Fazit gibt es wie gewohnt auf http://cams21.de/12-10-12-angela-merkel-in-stuttgart/

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