15.02.2012 #s21 Stuttgart wird eine andere Stadt sein nach dieser Nacht #cams21 #s9000

Was soll ich schreiben? Nach 18 Stunden Park bin ich nun übermüdet, tieftraurig und noch immer zornig zu Hause. Der Park ist so gut wie geräumt, auf den Bäumen sitzen noch die heldenhaften Robin Woods, es gibt Widerständler, die sich an Bäume gekettet haben und irgendwo sollen sich wohl auch zwei Widerständlier einbetoniert haben. Der Schlossgarten ist aber weitestgehend geräumt, so dass die Polizei sich nun diesen zuwenden kann.

Es waren gestern nacht sicher über 1.000 Menschen im Park, es schneite und wurde kalt. Um 2:30 kamen die ersten Polizeieinheiten in den Park, eine halbe Stunde später wurden mit einigen Linienbussen und einem Zug eine Unmenge Polizisten angekarrt, die den Park ziemlich schnell umstellten. Diejenigen, die aus dem GWM herauskamen, sind absolut nicht zimperlich losgezogen. Da es einige gab, die das Tor, wo die Polizei herauswollte, blockierten, wurde gleich der Schlagstock gezogen und einige bekamen ihn auf die Finger. Die Polizei stürmte sodann aus dem Gelände und drängte die davor stehenden heftig bei Seite. Einige Widerständler wurden zu Boden geworfen, ihnen ist gottseidank nichts passiert. Gottseidank auch ging es so nicht weiter, wie es begann. Die Polizei ließ sich Zeit, machte viele Durchsagen, dass jeder jederzeit Richtung Klettpassage oder Staatsgalerie gehen könne und rückte langsam aber sicher vor. Parallel dazu wurde der Park mit Hamburger Gittern abgesperrt. Hätten sich alle im Park hingesetzt, wären sie jetzt noch nicht fertig – das Wetter, die Kälte, die Nässe und auch die wenige Übung der meisten verhinderte jedoch, dass sie sich setzten, so dass die Polizei relativ leichtes Spiel hatte und einfach Stück für Stück vom Biergarten in Richtung Klettpassage vorrückte. Menschen, die saßen, wurden weggetragen oder weggeführt. Personalien wurden aufgenommen, die Abfertigung ging aber schnell. Irgendwann erreichte die Polizeikette die ersten Zelte, dann auch schon die Zeltstadt. Aktuell, um kurz nach 8 Uhr, werden die ersten Baumkletterer heruntergeholt.

Erstaunlich war, dass hinter der Polizeikette orangefarbene Westen mit der Aufschrift hw auftauchten. Hölscher ließ sich dieses Schauspiel nicht entgehen und meinte auf Nachfrage der Polizei, dass dies nun „unsere Baustelle“ sei. Die Polizei ließ sie gewähren. 

Und nun? Ich bin tief traurig und müde, werde aber gleich wieder los gehen, mal schauen, was am Schlossgarten noch so passiert. Gerade kommt über Twitter, dass um 11 der erste Baum gefällt werden soll. Ich werde da sein, auch wenn mir auf dem Nachhauseweg gerade die Tränen kamen – nicht weil wir „verloren“ hätten, denn wer glaubte schon, gegen die Polizei bestehen zu können!? Nein, ich bin tieftraurig und erschüttert, weil es mir so unendlich weh um die Bäume ist. Zweihundert Jahre wachsen sie nun dort im Park, und das soll es nun einfach gewesen sein wegen eines absolut schlecht geplanten, in vielen Abschnitten nicht planfestgestellten, nicht leistungsfähigen Bahnhofs, den dazu noch keine Bauunternehmung sich zu bauen getraut. Irgendwie sind hier die gesunden Relationen für meinen Geschmack ziemlich verschoben!

Stuttgart wird nach dieser Nacht nicht mehr dieselbe Stadt sein!

Der Widerstand geht weiter!

Oben bleiben!

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29 Antworten zu 15.02.2012 #s21 Stuttgart wird eine andere Stadt sein nach dieser Nacht #cams21 #s9000

  1. laya schreibt:

    Ach tät’s mir trauriger Parkschützerin gut, würden all die, die jetzt so ein schäbig niederträchtig Maul haben und all jene die im Volksentscheid, ob bewusst oder irrtümlich für S21 gestimmt haben, die Mehr- und alle Folgekosten tragen müssen. Uns Aktiven Parkschützern hat ganz Deutschland zu verdanken, dass alle informiert worden sind und bei genauem Hinschauen erkennen konnten, was an S21 dran ist und worum es wirklich geht. Sie haben oder hätten auch an deren Verhalten erkennen können, wes Geistes die Herren und Damen Pro Stuttgart 21 sind.Ich bin tief traurig und möchte allen Danken, die sich Verleumdung, Kriminalisierung und all den Gemeinheiten, die sich jetzt gerade wieder entladen, ausgesetzt haben. Wir bleiben oben.

  2. Weisshaupt schreibt:

    @alle Jubelperser: Was sind das nur für Leute, die Beifall klatschen während offensichtliches Unrecht geschieht?»Tatsachen schafft man nicht aus der Welt, indem man sie ignoriert«- Aldous HuxleykwT

  3. L. Egostein schreibt:

    @ Bahnfahrer:“Aber Sie wissen selbst, daß nach Beendigung der Bauarbeiten zu Stuttgart 21 mehr Bäume stehen und die Grünfläche insgesamt größer sein werden. Vielleicht sollte man auch mal nachhaltiger denken…“Was ist denn das für ein Argument?Erklären Sie mal vielmehr, warum ein funktionierender Bahnhof zerstört werden muss!!!! Das zu erklären, ist in den vergangenen Jahren noch niemandem gelungen. Echt: Der Bahnhof muss zerstört und unter die Erde verlegt werden, damit mehr Bäume stehen und die Grünfläche insgesamt größer wird, das hört sich doch verdammt blöd an!

  4. Bahnfahrer schreibt:

    @L.Egostein:wenn Sie sich ein bißchen mit dem Projekt Stuttgart 21 und den Hintergründen dazu beschäftigen, werden Sie feststellen, daß es nicht (nur) um ein Bahnhofs- sondern um ein Nahverkehrs-, Fernverkehrs und natürlich auch Immobilienprojekt handelt. Ist die Idee, daß der Verkehr zumindest teilweise unterirdisch abgewickelt wird, damit die Menschen oben leben und arbeiten können und nebenher auch neue Grünflächen entstehen können wirklich von Grund auf so schlecht zu verstehen? Neue unterirdische Zulaufstrecken bedeuten auch bessere Nahverkehrsanbindung (z.B. aus Richtung Tübingen) und Vernetzung von Bahn und Flughafen. In der Stadt selbst und in den wegfallenden oberirdischen Zulaufstrecken werden zusätzliche Flächen frei – in diesem Sinne ist Stuttgart 21 natürlich auch ein Immobilien- und Stadtentwicklungsprojekt. Wann gibt es die Chance Kernbereiche einer Stadt neu zu gestalten, statt sie wie bei K21 vorgesehen mit weiteren (zusätzlich notwendigen) Zulaufstrecken zuzubauen?Der bisherige Bahnhof „funktioniert“ eben nur teilweise. Wer wie ich seit über 17 Jahren täglich mit der Bahn nach Stuttgart pendelt, kennt die langen Verbindungszeiten auf manchen Strecken, die andauernden Verspätungen im Nahverkehr und die sanierungsbedürftige Infrastruktur nicht nur im Bahnhof sondern auch auf der Strecke. Können Sie sich vorstellen, wie z.B. die Bahn des gesamte Gleisvorfeld Richtung Bad Cannstatt im laufenden Betrieb saniert ohne, dass der Betrieb der Bahn und der S-Bahnen zusammenbricht? Ein besonderer Vorteil von Stuttgart 21 gegenüber K21 ist daher auch, dass man durch Vorverlegung der Bahnsteige einen weitgehend normalen Betrieb während der Bauzeit aufrecht erhalten kann.Die Bahn macht bei diesem Projekt viele Fehler und wird leider auch in Zukunft viele weitere Fehler machen. Daher ist alles zu begrüßen, was die Qualität des Gesamtprojekts weiter steigert. Wenn die Stuttgart 21 – Gegner diesen Prozess „konstruktiv kritisch“ statt nur destruktiv begleiten würden wäre für alle viel gewonnen.

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  7. Interessierter schreibt:

    „Erklären Sie mal vielmehr, warum ein funktionierender Bahnhof zerstört werden muss!!!!“

    Der Bahnhof funktioniert nur noch mit Hängen und Würgen und hat keinerlei Reserven mehr, so dass eine Erhöhung des Angebotes für Reisende eben gar nicht möglich ist.

    S 21 bietet da einmalige Chancen für wenigstens die nächsten hundert Jahre.

    • zwuckelmann schreibt:

      Das erscheint logisch: Ein oberirdischer Bahnhof mit 16 Gleisen hat keinerlei Möglichkeiten auf Erweiterung, ein unterirdischer, in eine Tunnelröhre hineingequetschter Bahnhof mit 8 Gleisen hingegen schon … So ein Stuß!

  8. Interessierter schreibt:

    Wie jeder, welcher sich wenigstens ein paar Grundkenntnisse zum Thema aneignete, weiß, kommt es vorliegend nicht auf die Anzahl der Bahnsteige, sondern auf die Zulaufstrecken an.

    Was nutzt es, ein gutes Dutzend Züge im Bahnhof abstellen zu können, wenn diese nicht weiter fahren können, da diese Strecken belegt sind?

    Leider argumentieren Sie hier nach wie vor wie ein bockiges Kleinkind.

    Fahren Sie denn selbst überhaupt mit der Bahn?

    Ihre Ausführungen jedenfalls vermitteln den Eindruck, dass Sie Ihre Erkenntnisse allein aus den Montagsreden ziehen.

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