15.9.2011 #s21 Eindrücke vom gestrigen OB-Geblubber

Heute früh habe ich leider verschlafen und konnte deshalb nicht berichten, was am GWM geschehen ist. Ich möchte aber kurz darüber berichten, wie ich die gestrige Veranstaltung mit dem OB auf dem Marktplatz erlebt habe.

Kurz vor 18 Uhr gestern auf dem Stuttgarter Marktplatz. Der Platz ist bereits gut gefüllt und es ist schon jetzt die angespannte Ruhe und Zurückhaltung der anwesenden Gegner des Wahnsinnprojekts S21 zu spüren, die nahezu die gesamte Veranstaltung über anhielt. Ich gehe hier nicht auf die Aussagen vom OB ein, denn dies haben die Zeitungen bereits zur Genüge getan. Ich möchte ein paar Eindrücke aus der Menge geben zur Stimmung und zum Verhalten der Menschen dort.

Ich weiß nicht, was in einen gefahren sein muss, um mit einem Plakat auf einer Veranstaltung aufzutauchen, auf dem man Gottes Segen für sich und seine Meinung zu einem Immobilienprojekt in Anspruch nimmt. Eine Handvoll Pro-ler-Plakate waren zu sehen, eines davon beschwor tatsächlich erneut Gottes Segen herbei. Ich frage mich, ob diese Menschen so beschränkt sind oder ob sie nur so tun? Lesen sie Zeitung und informieren sich und verfolgen die aktuellen Debatten u.a. um die Äußerungen von Herrn Schmiedel? Und wenn ja und wenn sie dennoch mit einem solchen Plakat auftauchen, reflektieren sie dann auch nur ein bisschen und denken überhaupt nach? Wahrscheinlich nicht, vor allem wenn sie nur „blablabla“ sagen, wenn man sie auf das Plakat freundlich anspricht. Jedenfalls war es nett zu sehen, dass dieses Plakat, nachdem der OB ganz zu Anfang davon sprach, dass man doch die Religion aus dieser Diskussion heraushalten sollte, ganz schnell in der Menge verschwand.

Als der OB auf die Bühne trat, gab es selbstverständlich viele Pfiffe und viele laute Unmutsäußerungen, insgesamt aber konnte der OB nahezu immer ausreden und seine inhaltsleeren Formeln gestenreich der innerlich kochenden Menge entgegenblubbern. Schön war, dass die Menge mit vielen, vielen schillernden, wabernden Seifenblasen seine Luftargumente bei all seinen Äußerungen schön und wirkungsvoll in Bilder umsetzte – wahrscheinlich ist diese Metapher dem OB aber gar nicht bewusst gewesen.

Ich stand relativ weit vorne und war wirklich angetan von der Disziplin der Gegner! So angetan ich von dieser Disziplin war, so wirklich angeekelt war ich umgekehrt von den unverschämten und dumm-dreisten Provokationen einiger Pro-ler. Zweimal ist es in meinem direkten Umfeld passiert, dass Proler mit Button und Fähnchen (aber ohne Schäufelchen, dafür aber ja mit Gottes Segen!) Gegner provozierten und zwei ältere Frauen mit Fähnchen sogar handgreiflich wurden und einem Gegner die Seifenblasen aus der Hand schlugen.

Leider gab es in diesem Zusammenhang einen fundamentalen Fehler bei der Organisation der Veranstaltung. Denn ich sah Ordner mit orangenen Westen, die Pro-Buttons auf der Weste trugen und teilweise auch Fähnchen schwenkten, ich sah keinen Ordner, der einen Gegner-Button trug. Bestimmt gab es diese auch, gesehen habe ich aber, wie gesagt, keine. Bei den beiden Provokationen, die ich hautnah erlebte und die durchaus kritisch waren, kamen nun Ordner mit Pro-Button und verhielten sich absolut nicht „neutral“, wie man es von Ordnern bei Konflikten verlangen muss, sondern verteidigten sogleich die Handgreiflichkeiten der Frauen. Das kann nicht sein! Ich plädiere dafür, dass Ordner unabhängig davon, welche Meinung sie zu S21 vertreten, in ihrer Einweisung darauf hingewiesen werden, dass sie keine Buttons tragen dürfen und sich in kritischen Situationen neutral verhalten müssen. Das soll nicht heißen, dass sie nicht klatschen dürften, aber gerade in Situationen, wo es unabdingbar ist, neutral zu sein, ist ein solches Amt mit Meinungsbutton nicht ernsthaft auszufüllen.

Den Höhepunkt erreichte die Veranstaltung, als der OB zu den Vorfällen und zu seiner persönlichen Verantwortung zum 30.09.2010 gefragt wurde. Die Menge explodierte förmlich, als er von der Unverantwortlichkeit der Eltern sprach, die es ihren Kindern erlaubten, im Schlossgarten zu verweilen. Wieso wird denn immer wieder komplett ignoriert, dass es sich um eine angemeldete Schülerdemonstration handelte? Da die Menschen im Park friedlich waren, gab es auch gar keinen Grund dafür, verängstigt und vorsichtig den Park zu verlassen. Als die Wasserwerfer und die Robocops anrückten, war die Empörung und Wut auf diese unfassbare Machtdemonstration auch bei vielen Jugendlichen so groß, dass an Flucht oder Angst gar nicht zu denken war. Was wir hier erlebten, war eine der schlimmsten politischen Fehlentscheidungen, die je in Stuttgart getroffen wurden – und die bis heute von niemandem verantwortet werden. Sich dann noch für seinen friedlichen Widerstand verhöhnen lassen zu müssen, ist die Krönung, so dass die Reaktion der Menge auf dem Marktplatz nur zu verständlich war.

Die Antwort auf die Frage, wie der OB denn damit leben könne, dass mindestens ein Drittel der Stuttgarter Bevölkerung vermutlich gegen S21 ist und wie er unter diesen Umständen mit seiner Haltung für Frieden in Stuttgart (so ja auch der Titel der Veranstaltung) sorgen wolle, lautete lapidar, dass wir ja alle unterschiedliche Köpfe hätten und dass konträre Meinungen selbstverständlich wären. Dies war der Punkt, bei dem ich am nahesten daran war, diese Veranstaltung zu verlassen. Wie bringt es ein Mensch fertig wiederholt Dialogbereitschaft zu fordern und gleichzeitig die Bevölkerung derart zu spalten und einen Großteil davon nicht ernst zu nehmen!?

Zum Schluss entlud sich schließlich die Wut und der Zorn über den OB in lauten, durchdringenden Schuster-Weg-Rufen. Das musste wohl raus und die Erleichterung war hautnah zu spüren. Und als würde der OB uns endlich einmal in einer Forderung ernst nehmen, entschwand er dann auch schnellen Schrittes durch die Türen des Rathauses und ward auf dem Marktplatz nimmer gesehen. Ich kann mich nur der Meinung des Schulleiters aus Esslingen anschließen, dass ich hoffe, dass Schuster noch einmal kandidiert, damit man ihm klar und deutlich machen kann, was die Stuttgarter Bevölkerung von ihm hält und er in seinem Ruhestand nicht in dem Irrglauben leben muss, ein OB für alle Stuttgarter gewesen zu sein! Mein OB ist und war er spätestens dann nicht mehr, als er mich um den zugesagten Bürgerentscheid betrogen hat!

Oben bleiben!

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2 Antworten zu 15.9.2011 #s21 Eindrücke vom gestrigen OB-Geblubber

  1. Arno Nühm schreibt:

    Haben Sie einmal nachgelesen, in welcher Form und wo die Schülerdemonstration angemeldet war? Auch die „Montagsdemonstration“ am 20.6. war ja angemeldet. Darf man dann trotzdem in das GWM-Gelände, darf man auf die Tanks klettern (darf man auf Polizeifahrzeuge klettern)?Aber richtig angeekelt war ich, als Fakten wieder nicht wiedergegeben und Tatsachen verdreht wurden…

  2. Zwuckelmann schreibt:

    @Arno: Sie begeben sich gerade auf arg dünnes Eis!Wenn Sie meine Schreibe und meine Meinung und Sichtweise stört, gebe ich Ihnen einen Tip: lesen Sie es einfach nicht mehr!

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