Was bleiben wird, sind viele Löcher #s21 #murks21 #projektaus

Nachdem sogar die StZ heute ganz wunderbar dargelegt hat, dass die Finanzierung von S21 unseriös berechnet wurde und auch weiterhin intransparent und nicht korrekt berechnet wird und der Risikopuffer mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei weitem nicht ausreichen wird, um S21 zu realisieren, bleibt die berechtigte Frage, wer denn die Mehrkosten für dieses hirnlose Wahnsinnsprojekt tragen soll. Das Land hat sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, sich nicht stärker bei S21 finanziell zu engagieren. Der Bund hat heute seine Absage zur Beteiligung an Mehrkosten gegeben. Die Bahn wird die Mehrkosten nicht alleine stemmen können, die Stadt ebensowenig – ganz abgesehen davon, dass noch immer die auch von den Grünen unterstützten verfassungsrechtlichen Bedenken der Mischfinanzierung im Raume stehen.
Das alles und der gesamte Rattenschwanz an weiteren Aspekten, die gegen S21 sprechen, hindern aber immer noch niemanden daran, weiter und weiter zu bauen. Heute wurden die ersten Ständer direkt am Bahnhofsgebäude an der großen Schalterhalle aufgebaut, auf denen die blauen Rohre geführt werden.
Wenn dieser Murks so weitergeht wie bisher und niemand, weder die Bundesregierung noch die Landesregierung noch die Bahn selbst sich getraut, die Reißleine zu ziehen und die Verantwortung wie immer den jeweils anderen Projektpartnern zugeschoben wird, werden irgendwann unter großen Anstrengungen und mit viel Widerstand die ersten Löcher im Schlossgarten gegraben werden. Es wird gebaut entgegen aller Widerstände in der Bevölkerung, die Kosten werden weiterhin schöngerechnet, der Widerstand weiterhin kriminalisiert. Das wird drei, vielleicht vier Jahre gut gehen. Es ist aber heute schon abzusehen, was dann passieren wird: Das Geld wird ausgehen und es wird sich ganz konkret die Frage gestellt werden müssen, wer den Murks bezahlen soll. Man wird sich nicht einigen können, es wird weiter taktiert, die Verantwortung weiter hin und her geschoben, die Baustellen werden still stehen, man wird nach kleineren, kostengünstigeren Kompromislösungen suchen, wird sie vielleicht sogar finden, die Stuttgarter werden sich mit ihren Löchern und dem Provisorium der vielen Umleitungen und Verkehrsengpässe gezwungenermaßen arrangieren und das ganze wird sich ewig in die Länge ziehen. Ob und wann S21 dann jemals „ans Netz“ gehen wird, wird äußerst ungewiss sein.
Was bleibt, sind Löcher:

  • riesige Finanzierungslöcher, die keiner stopfen will und kann; wir werden auch in 10, 15 Jahren nicht das nötige Kleingeld haben, um uns den Luxus eines für Milliarden umgebauten Regionalbahnhofs zu leisten;
  • ganz reale Erdlöcher in der Stuttgarter Innenstadt, die zu Bauruinen verkommen werden; Stuttgart wird dann garantiert nicht mehr zu den lebenswertesten Städten in Deutschland gehören, denn wer lebt schon gern auf einer Baustelle?
  • ein großes Vakuum, ein Nichts, ein materieloses Loch in den Gehirnen und Akten der Projektpartnern, die sagen werden, dass man dies alles vor Jahren noch gar nicht wissen und absehen konnte; die verantwortlichen Personen werden bis dahin eh im Ruhestand sein und niemand hat niemals von nichts gewusst;
  • nicht überschaubare und in ihrer Konsequenz gar nicht absehbare Löcher im (Ur-) Vertrauen der (zumindest Stuttgarter) Bürger in die Demokartie und ihre Prozesse; was ist aber eine Demokratie Wert und wohin entwickelt sie sich, wenn das Urvertrauen fehlt?

Manchmal denke ich: wenn das so kommt, werde ich dasitzen und lauthals vor Schadenfreude lachen! „Ich habs Euch ja gesagt!“ werde ich denken und einfach nur zuschauen, wie die Verantwortlichen sich im Schlamassel winden werden und versuchen, trocken und mit weißer Weste heraus zu kommen. Dummerweise kann ich das aber nicht! Ich kann nicht still sitzen und zusehen, wie mit einer an Dreistigkeit kaum zu überbietenden Art unser aller Geld unsinnig und absehbar verplempert, unser demokratisches Vertrauen absolut fundamental gebrochen, unser Recht mit Füßen getreten und wir mit unserem Verstand für dumm verkauft werden! Und genau deshalb bin ich morgen früh wieder auf der Straße am GWM! Das geht so einfach nicht!
Oben bleiben!

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11 Antworten zu Was bleiben wird, sind viele Löcher #s21 #murks21 #projektaus

  1. Interessierter schreibt:

    Da kochen echt so die Emotionen hoch.. Nur mal so zum Nachdenken: Lassen wir das S21-Projekt ruhig mal 5 Mrd. kosten. das sind dann 500 Mio. mehr als finanziert, davon zahlt dann die Bahn 250 Mio. und das Land ebenfalls. Das sind dann auf 5 Jahre 50 Mio. pro Jahr. Bei einem Haushalt des Landes von ca, 40000 Mio. € pro Jahr.Das ist doch aberwitzig, dass man sich da jetzt solche Sorgen über Bauruinen macht ! Das wird NICHT passieren und es ist völlig an jeder Realität vorbei, sowas so ernsthaft zu befürchten.Manchmal glaube ich, dass es Leute geben muss, denen Pessismus und Zunkunftspanik Freude bereitet. Ich kann mir keinen anderen Grund erklären, warum sich ein Mensch das antut. Wegen nichts!

  2. Zwuckelmann schreibt:

    @Interessierter: Genau das ist das Problem: wie kommen Sie auf 500 Mio? Was ist, wenn wir nicht mehr von 5 Mrd. sondern plötzlich von 8 Mrd. sprechen? Das ist, wie einige Unterlagen von renommierten Instituten zeigen, ja nicht so sehr unwahrscheinlich. Ist es zu viel verlangt, bei einem solch großen Projekt eine von vornherein gesicherte Finanzierung zu verlangen? Auch 50 Mio. pro Jahr sind keine Peanuts!!! Da das Land eben nicht zahlt und der Bund auch nicht, die Bahn aktionärsrechtlich nicht mehr zahlen darf, bleibt die Stadt Stuttgart übrig. Setzen Sie hier 50 Mio. ins Verhältnis zum Gesamthaushalt, sieht die Sache schon etwas anders aus.Ich bin erstaunt, dass Sie mich als Pessimist sehen. Wäre ich das, würde ich mich zurücklehnen und warten, was passiert. Aktiver Widerstand erfordert ein nahezu unendliches Maß an Optimismus, das können Sie mir ruhig glauben 🙂

  3. observer schreibt:

    Es gab und gibt ja schon etliche gewaltige Infrastrukturprojekte seit der deutschen Einheit. Und keines hat als Bauruine geendet. Optimismus sieht jedenfalls anders aus als Ihr Blogeintrag.Die heutigen Ankündigungen von einzelnen Politikern „mir gebet nix“ stehen im Gegensatz zu der Übereinkunft im Finanzierungsvertrag, bei Kostensteigerungen über den Ausgabenschlüssel zu verhandeln. Der wird sehr davon abhängen, was die Ursache der Überzüge ist. Im Ernstfall ist verantwortliches Handeln gefragt, dem kann sich keiner entziehen. Da bin ich ganz optimistisch.

  4. Zwuckelmann schreibt:

    @Observer: Verantwortlich handelt aktuell leider keiner (selbst die grüne Landesregierung nicht) und das wird auch in der Zukunft wahrscheinlich nicht so sein – da bin ich tatsächlich eher pessimistisch – nein, realistisch!Aner nocheinmal: Darf man nicht verlangen, dass die Finanzierung im Vorfeld klar geregelt wird? Es ist absehbar, dass der Risikopuffer nicht ausreichen wird, davor kann man doch nicht die Augen verschließen! Dann muss man aber doch bereits jetzt klar regeln, wer zahlt und nicht erst mal anfangen zu bauen und dann Sachzwänge entscheiden lassen. Das ist ganz sicher kein verantworliches Vorgehen!

  5. observer schreibt:

    Kennen Sie heute genau Ihr Haushaltsbudget in 5 Jahren? Wissen Sie was dann Ihre Frühstückssemmel kostet ? Trotzdem vertrauen Sie darauf, daß Sie auch dann noch satt werden.Großprojekte sind wesentlich komplexer als Ihr Hausdhaltsbudget, deshalb wird dann verhandelt, wenn die Unwägbarkeit eingetreten ist. Die Spielregeln dazu liegen aber heute schon fest. das ist verantwortliches hHandeln.

  6. kuk7 schreibt:

    Danke, @Zwuckelmann, gut auf den Punkt gebracht.@Observer: Das von Ihnen skizzierte verantwortliche Handeln kann man derzeit bestens etwa bei der Elbphilharmonie beobachten. Dies ist bei Großprojekten insgesamt ja nicht unüblich. Zur wenig sinnvollen Verschwendung von Steuergeldern (manch einer nennt dies auch: eine spezifische Variante der Umverteilung von unten nach oben) gesellt sich das Ignorieren in jeder Hinsicht günstigerer Alternativen – doch auch dies ist ja Programm:“Die Planung von Großprojekten hat weniger mit dem Abwägen von Argumenten zu tun, umso mehr aber mit der Durchsetzung von Macht; Bürger werden von Politik und Verwaltung vor allem als potentielle Störer eingestuft.“ http://www.sueddeutsche.de/politik/buergerproteste-gegen-grossprojekte-hier-k…Nur: So was gerade als Bürger gutzuheißen, nein, das erschließt sich mir nicht.

  7. Robin Merle schreibt:

    @Observer: Wenn sie schon Behauptungen in den Raum schmeissen „Es gab und gibt ja schon etliche gewaltige Infrastrukturprojekte seit der deutschen Einheit. Und keines hat als Bauruine geendet.“, dann sollten Sie dies auch belegen!Ansonsten ist ihre ganze Argumentation nichts wert.

  8. observer schreibt:

    @Robin Merle: Haben Sie von den Autobahnprojekten und Bahnschnellfahrstrecken die im „Programm Deutsche Einheit“ aufgelegt und gebaut wurden nichts mitbekommen? Schon mal was vom Lehrter Bahnhof in Berlin gehört? Schon mal im Berliner Regierungsviertel gewesen?Vielleicht sollten Sie weniger in Facebook chatten und mehr die Augen offen halten. Ansonsten: Wikipedia

  9. Interessierter schreibt:

    Woher ich auf 5 Mrd. komme?Weil Minister Hermann stets von 5 Mrd. redet. Wenn die 8 Mrd. auch nur annähernd möglich wären, dann würde Herrmann sie sicher auch verwenden.Ist ihnen mal aufgefallen, dass die Projektkritiker und „Experten“ (Vieregg-Rösler und Co) bis 2009 immer von 5 Mrd. gesprochen haben, als die Kosten noch bei 3 Mrd. angegeben wurden? Dann wurden die kosten offiziell auf 4,1 Mrd angegeben mit Puffer bis 4,5 Mrd, und „plötzlich“ redet Vieregg-Rösler von 8 Mrd.? Ganz ehrlich: das kann ich auch. Wahr wird es deswegen nicht.Schauen Sie sich mal die neue Landesmesse an. Die wurde mit ca. 800 Mio. berechnet und für 815 Mio. gebaut. Das nur als Beispiel: Eine Kostenschätzung KANN stimmen, wenn sie ernsthaft realistisch gemacht wird.Die 2,8 bzw. 3,0 Mrd. bis 2009 war natürlich eine politische Schönwetterrechnung – wie bei jedem Großprojekt in Deuschland wahrscheinlich seit der Kaiserzeit. Ausgehend von dieser Zahl ist eine deutlcihe Kostensteigerung bis hin zur Verdoppelung ja nciht unrealistisch.Aber die Ende 2009 genannten Zahlen entstammen einer exakten Planung und wurden einschließlich Inflation berechnet. Klar, ein paar Einsparungen werden nciht klappen und hier und da kommt ein bisschen was dazu. Aber es gibt ja nicht mal eine Theorie, wie es auch nur zu 6 Mrd. kommen sollte.Letzter Punkt, und damit ein wichtiges Indiz für mich: Der Fildertunnel. Der hat alles was man braucht – Saumäßig lang, Anhydrid, Beginn mitten in der Stadt. Und was war das Vergabeergebnis? -> Praktisch Volltreffer auf Plan, ca. 750 Mio.! Also: Woher sollen da (bei 8 Mrd. Schätzung) bitte 4 Mrd. Mehrkosten herkommen? (Bahnhof selber soll vor der Vergabe stehen, ca. 600 Mio, siehe StN. Zusammen 1,35 Mrd. für 80% des Rohbaus. 8 Mrd. ???)==> Ich bleibe dabei: Diese Kosten-Schwarzseherei ist schlicht Pessismus und Freude an der Zukunftsangst.Lassen Sie mich mal raten, wie ihre sonstigen Ansichten sind: Der Euro wird auch untergehen, der Dollar gleich mit. Handystrahlen erzeugen garantiert tödlichen Krebs für alle und der Klimawandel führt ohnehin zum Welteruntergang in 30 Jahren. Treffer- versenkt?

  10. Zwuckelmann schreibt:

    @Interessierter: nein, überhaupt nicht versenkt! Sogar ziemlich meilenweit daneben. Aber das verstehen Sie wahrscheinlich nicht, dass man als ganz normaler Bürger, der in Sachen Euro oder Finanzkrise oder sonstigen Säuen, die durchs Dorf getrieben werden, weder hysterisch reagiert noch Zukunftsängste hat, der also ein ganz normales Leben führt, sich so für den Erhalt eines alten, pünktlichen, leistungsfähigen Bahnhof engagieren kann und sich mit Händen und Füßen gegen die Peanuts- und Verschwendungs-Mentalität der Projektverantwortlichen stemmt.Übrigens: was macht Sie so sicher, dass die jetzige Rechnung keine politische Schönwetterrechnung ist? Die Bahn kann ja noch nicht einmal ernsthaft belegen, wie sie die 900 Mio. einsparen will, die für die jetzige Rechnung zugrunde gelegt sind. Und selbst wenn es für Sie „normal“ erscheint, dass es Schönwetterrechnungen seit der Kaiserzeit gibt, ist das ja nun überhaupt keine Rechtfertigung!Und schließlich: es geht doch auch darum, Risiken richtig einzuschätzen. Natürlich wird die Bahn die Aufträge wie budgetiert vergeben können. Mein Problem ist aber, dass es eben keinen Risikopuffer mehr gibt – und Mehrkosten schon jetzt absehbar sind! Der Risikopuffer ist bereits jetzt nahezu ausgeschöpft, obwohl weder die notwendigen Nachbesserungen kalkuliert noch die wirklich riskanten Eingriffe noch begonnen haben. Seriös ist das meiner Ansicht nach alles nicht!

  11. Interessierter schreibt:

    Was mich so sicher macht, dass die 4,1 Mrd. nicht eine komplette Schönwetterrechnung sind?Ganz einfach: Weil ich die Schlichtung gesehen habe. Und da habe ich noch sehr genau die Aussage von Palmer im Kopf, dass die 5 Mrd. Euro, die der Projektsteuerer Drees und Sommer als Gesamtkosten berechnet hat, anerkannt werden und gültig sind – Hermann hatte dem auch zugestimmt. Dann zu den Einsparungen 900 Mio.: Die sind zumindest in Teil sehr plausibel belegt durch die Schlichtung. Zunächst fallen für ohnehin Bahneigene Grundstücke keine realen Kosten an (waren aber zunächst mitberechnet). Und dann haben über 30 Ing.Büros die einzelnen Gewerke berechnet und jeder hat seine Schätzung für z.B. den Stahlpreis verwendet. Die Bahn wird aber sicher nicht lauter verschiedene Preise zahlen, sondern nur einen, und der ist als echter Großkunde definitv niedriger als es sich das durchschnittliche kleine Ing.Büro vorstellt.Also ist es legitim, in den Kostenannahmen die Preise auf das niedrigere, von Bahn in vergangenen Groß-Projekten real gezahlte Kostenniveau anzugleichen.Zur Erinnerung – was ist denn ihre Entgegnung dazu, dass DREI Wirtschaftprüfungsgesellschaften die Rechnungen der Bahn im Prinzip bestätigt haben? Also von mir aus 4,3 Mrd. statt 4,1. mehr, aber alle unter 4,5 Mrd.?Wie oben schon geschrieben – ich halte es durchaus für möglich, dass in der Endabrechung 2020 oder von mir aus 2021 auch 5,0 Mrd. stehen statt 4,5 Mrd. aber 10% mehr oder weniger führen sicher NICHT zu Bauruinen und sonstigen Weltuntergangsszenarien.Noch ein Wort zum Optimismus: Ich zitiere: „Was bleibt sind ganz reale Erdlöcher,… Bauruinen… ein Vakuum, ein Nichts…“ usw.Das ist defintiv Zukunftsangst und fast schon Zukunfts-Panik – unbegründet ! (s.oben)Einfach mal entspannen – bisschen lächeln. Alles wird gut. Das Leben kann so schön sein, wenn man nicht stets das Schlimmste, die Katastrophe, den Untergang (sic) annimmt. Der Bahnhof kommt, und wenn er womöglich nciht DER Superbahnhof schlechthin wird, sondern „NUR“ besser ist als der jetzige verkommene Schuppen, der alle ständig zum Umsteigen zwingt – das ist doch ausch schon was gewonnen..

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