Was muss eigentlich noch passieren, damit ich endlich nach Hause gehe? #s21 #stresstest #schlichtung

Nachdem ich in einem Kommentar zu einer meiner letzten Demonstrationsberichte aufgefordert wurde, es doch nun dabei bewenden zu lassen und endlich zu akzeptieren, dass S21 gebaut werden müsse, und nachdem nun auch ein Kommentar in Spiegel Online die Demonstranten gegen S21 dazu auffordert, endlich nach Hause zu gehen, ist vielleicht der richtige Augenblick gekommen, mich einmal mehr zu fragen, was denn passieren müsste, damit ich nicht mehr morgens auf die Straße ginge und nicht mehr zur Montagsdemo ginge und nicht mehr Infomaterial verteilte und nicht mehr Mahnwachendienst schöbe und nicht mehr für den Widerstand spendete – und ich einfach zu meinem Alltag zurückkehrte, wie er vor dem September 2010 war. Ja, was müsste passieren?

Das einfachste und offensichtlichste wäre natürlich, wenn S21 nicht gebaut würde und das gesamte Projekt abgeblasen würde. Da das aber nicht passiert ist, muss ich einfach weitermachen.

Ich würde mich auch in meinen Alltag zurückziehen, wenn die Bahn es fertig brächte, mich mit Vertrauen und Transparenz von der Sinnhaftigkeit und Leistungsfähigkeit des geplanten Bahnhofs zu überzeugen. Es wäre toll, wenn wir für das veranschlagte Geld tatsächlich einen um 30% leistungsfähigeren Bahnhof bekämen und wir gleichzeitig den Schlossgarten weiträumig erweiterten – ich würde auch akzeptieren, dass die ein oder andere Fläche für Gebäude genutzt würd, beispielsweise fände ich es großartig, wenn ein ganzer Niedrigenergiestadtteil gebaut würde, der es der Welt zeigt, dass klimaneutrales Wohnen in der Stadt möglich ist. Leider muss man nach allem, was man heute weiß, damit rechnen, dass die Bahn die Kosten geschönt hat. Dafür gibt es genügend Beweise, während noch gar nicht gesichert ist, dass die Einsparungen, mit denen die Bahn auf unter 4,5 Mrd. kommen soll, in den Planfeststellungsverfahren genehmigt werden. Mir ist es nicht egal, ob der neue Bahnhof 4,1 oder 8 Milliarden Euro kostet! Das überzeugt mich einfach nicht!

Nun möchte die Bahn mir beweisen, dass der geplante Bahnhof um 30% mehr leistet. Das richtige Vorgehen wäre wohl gewesen, alle Beteiligten der damaligen sogenannten „Schlichtung“ in die Planung und Durchführung des Tests mit einzubeziehen. So war es eigentlich auch in der „Schlichtung“ besprochen. Nur so wäre die notwendige Transparenz und damit das notwendige Vertrauen geschaffen worden, die eine Akzeptanz des Stresstests zu 100% gesichert hätte. Da die Bahn es aber vorgezogen hat, die Prämissen nicht zu diskutieren und nicht einmal offen zu legen, und nun sogar die SMA (die im Übrigen auch nicht in alle Prämissen eingeweiht wurde) in ihrem Audit zu doch recht bedenkenswerten Formulierungen greift, die einige Zweifel daran aufkommen lassen, dass der Bahnhof im Realbetrieb tatsächlich das Versprochene leistet, kann die Bahn nicht ernsthaft glauben, dass die Gegner des Tunnelbahnhofs das Ergebnis der Simulation akzeptieren und der Bahn freie Fahrt geben! Wieder hat die Bahn eine Chance vertan, die Gegner durch Vertrauen und Transparenz wirklich zu überzeugen. Das einzige, was die Bahn seit eh und je versucht, ist, über die sehr schlagkräftige PR-Maschinerie des Konzerns die Stimmung zu ihren Gunsten zu drehen und dadurch den Widerstand zu brechen. Die Gegner sollen gar nicht überzeugt werden, der Widerstand soll überschrien, zerschlagen und gebrochen werden. Dass das in Stuttgart ganz sicher nicht gelingen wird, sollte jedem seit langem klar sein – auch den Konzernlenkern und Politikern im fernen Berlin! Schade, dass sie Chance um Chance verrinnen lassen, so dass einem eigentlich nur der Schluss bleibt, dass S21 eben doch Murks ist!

Die Formel ist ganz einfach: Überzeugen: ja! Brechen: nein!

Oben bleiben!

 

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2 Antworten zu Was muss eigentlich noch passieren, damit ich endlich nach Hause gehe? #s21 #stresstest #schlichtung

  1. Holger schreibt:

    Lieber Dominik,Die Faktenschlichtung hatte den Zweck, die breite Öffentlichkeit davon zu überzeugen, daß Stuttgart 21 sinnvoll ist und unter nominalen Bedingungen geplant und beschlossen wurde.Bei der finanzielle Seite wurde von 2 unabhängen Gutachten die „Normalität“ bestätigt. Bei der technischen Seite wurde der Stresstest vereinbart: Die Bahn erstellt ein Betriebsmodell, ein von den Gegnern bestimmtes renommiertes Expertenteam testiert.Das ist bei so einem komplexen Thema wohl der einzig gangbare Weg. ich bin froh, daß der Öffentlichkeit damit endlose Debatten mit sog „Experten“ erspart blieben. Wenn ich einen Bahnhof der Zukunft planen müsste, wurde ich jedenfalls keinen Rentner, der seit 10 Jahren aus dem Geschäft ist (Hopfenzitz) oder einen fachfremden Programmierer mit Interesse an Bahnstatistik (Engelhardt) zuziehen.Genauer: Ich sehe es nicht als Aufgabe der Bahn, Sie oder mich vom Stresstestergebnis zu überzeugen. Dazu fehlt (zumindest mir) die nötige Fachkenntnis. SMA hat die Richtigkeit bestätigt und das zählt. Und das ist auch keine „Bahnpropaganda“.Fazit: Wenn Sie sich auf die Straße stellen, weil Sie ganz einfach keinen neuen Bahnhof haben wollen, ist das freie Meinungsäußerung, und Sie werden das eben tun, bis der neue Bahnhof fertig ist. Wenn Sie aber auf der Straße stehen, weil Sie das Projekt bis ins kleinste Detail erklärt haben wollen und im Detail noch mitreden wollen hielte ich das für arrogant bis zur Dummheit.Der breiten Öffentlichkeit reicht offensichtlich der Ansatz von Heiner Geisler: Wie üblich ist mal wieder nicht alles astrein gelaufen, aber im Ganzen ist das Projekt ok.Sie gehören ganz einfach zu der Minderheit, die nicht überzeugt werden kann. Die gibt es immer. In diesem Sinne noch viel Spass im bunten Widerstand. Ich investiere meine Kraft lieber in sinnvollere Projekte.Tschuess! Holger

  2. Gila schreibt:

    @HolgerAnscheinend investieren Sie Ihre Zeit eben doch nicht „sinnvoller“. Wie sonst wäre Ihr Engagement hier zu erklären ?!Bedauerlich finde ich, dass bei all der Mühe, die Sie sich zu machen scheinen, die Auseinandersetzung mit den gegebenen Tatsachen doch sehr auf der Strecke bleibt.Statt dessen scheint es Ihnen mehr um persönliche Anfeindungen zu gehen.Natürlich sind die wenigsten, ob pro- oder gegen-S21, Experten. Aber bei den Gegnern setzen sich wirklich viele ernsthaft mit den Themen auseinander. Erkundigen sich. Bilden sich weiter. Ich fände es, vor allem im zwischenmenschlichen Umgang hilfreich, die Kommunikation würde sich auf einem sachlicheren Niveau vollziehen.

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