13.7.2011 #s21 Meine Meinung zu Blockaden: rein nein, raus ja

Bereits hin und wieder wurden die Arbeiter in der Grundwassermanagement-Baustelle daran gehindert, am späten Nachmittag wieder heraus zu fahren. So auch heute wieder. Es standen vier Fahrzeuge auf der anderen Seite des Bauzauns und wollten hinausfahren, mussten aber warten, weil einige Befürworter vernünftigen Bahnverkehrs die Ausfahrt blockierten. Sehr schnell war auch die Polizei vor Ort, konnte aber zwei Stunden nichts bewirken, weil es wohl keine weiteren Einsatzkräfte gab, die die Blockade hätten auflösen können.

Ich werde mich nicht an derartigen Blockaden beteiligen, die die Arbeiter an der Ausfahrt hindern, weil in meinem Verständnis Blockadeaktionen Bauarbeiten verzögern, nicht aber Arbeiter an sich ärgern sollen. Arbeiter, die in den Feierabend wollen, sollen doch bitte in den Feierabend dürfen, denn die Blockade bewirkt hier ja nichts gegen das Projekt sondern richtet sich einzig und allein gegen die Arbeiter als schwächstes Glied in der Kette. Bei dieser Form des Widerstand fehlt mir ein bisschen die notwendige Gelassenheit und „Professionalität“ der Blockierer. Es wird aus den Augen verloren, gegen wen sich unser WIderstand primär richtet, nämlich nicht gegen die Arbeiter und die Polizei, sondern einzig und allein gegen das Projekt und die Projektverantwortlichen. Wie so oft in diesem bunten, individuellen Widerstand bleibt einem aber nichts anderes übrig, als das Verhalten anderer Widerständler zu tolerieren, wenn sie diese Form der Blockade für sich gut heißen. Ich empfinde das nicht als richtige, angemessene Widerstandsform.

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9 Antworten zu 13.7.2011 #s21 Meine Meinung zu Blockaden: rein nein, raus ja

  1. Weiterbauen schreibt:

    Lieber Zwuckelmann, ich bin geradezu positiv von Ihnen überrascht und stimme Ihrem Beitrag zu. Einen schönen Abend noch.

  2. Zwuckelmann schreibt:

    @Weiterbauen: ups, wie konnte das passieren? 😉

  3. holger schreibt:

    …wer von Winfried Kretschmann in der Kirche die Grundlagen der Demokratie erklärt bekommt (.anerkennen, daß auch die andere Seite gute Argumente hat….) dem fällt die Trillerpfeife aus dem Mund und dem bleibt das „Lügenpack“ Geschrei im Halse stecken.

  4. Zwuckelmann schreibt:

    @holger: ich verstehe Ihren Punkt leider nicht. Man kann auch Lügenpack rufen und gleichzeitig anerkennen, dass die andere Seite gute Argumente hat. Denn Gemauschel, Verheimlichung und gewollte Intransparenz ist meiner Meinung nach Grund genug, Lügenpack zu rufen – ganz demokratisch und auch unter Anerkennung von vielleicht guten Argumenten der anderen Seite – die ich aber ehrlich gesagt nicht erkennen kann.

  5. holger schreibt:

    Mit Trillerpfeife und „Lügenpack“ Geschrei wird versucht, die andere Seite platt zu machen, ohne selbst argumentieren zu müssen. Wer argumentieren will, kann nicht gleichzeitig pfeifen.Gemauschel und Intransparenz sind eine andere Qualität als Lügen. Bei intransparenz kann ich Offenlegung verlangen, dann ist das bereinigt. Wer aber lügt versucht zu betrügen und kann bestraft werden. Mindestens verliert er seine Glaubwürdigkeit.

  6. Zwuckelmann schreibt:

    Mangelnde Argumentationsfreude dürfen Sie uns aber nicht unterstellen. Wir tun beides, wir argumentieren (siehe auch: http://www.infooffensive.de) und bringen unsere Meinung bei Demonstrationen zum Ausdruck.Wenn die Bahn dem Bundestag bewusst nicht die aktuellsten Zahlen und auch nur die schöngerechneten Best-Case-Zahlen für der Abstimmung zur Finanzierung von S21 vorgelegt hat, finde ich das eine Sauerei und fühle mich berechtigt, Lügenpack zu rufen. Und das tue ich aus vollster Überzeugung – wenngleich ich auch gerne argumentiere. Ich sehe da keinen Widerspruch.

  7. holger schreibt:

    ok, mein erster Einwurf oben war zu kryptisch: Er sollte heisen: Wenn ein professioneller Blockierer nach der Kretschmann-Predigt differenziert übers blockieren nachdenkt, hat die Predigt wohl gewirkt. Mein Respekt gilt dem Mitbürger Kretschmann (für die gute Predigt) und dem Mitbürger Zwuckelmann (fürs differenzieren).Was die Bahn und die Politik für S21 gemacht haben war ganz normale Politik. Es ist ganz normal, dass in solchen komplexen Verfahren zunächst mit festen, auch veralteten Planungsständen gearbeitet wird. In diesen frühen Zeiten können bei neuen Erkenntnissen ja auch jederzeit die Beschlüsse durch einfach Abstimmung wieder korrigiert werden. Key point war 2009, als dann ein fester Vertrag über eine feste Summe geschlossen wurde, die heute noch gilt. Seitdem muß die Bahn sehr gut im Einzelfall begründen, wenn sie mehr Geld haben will. Das das der Fall sein kann, war allen Vertragspartnern bei der Unterschrift bewußt. Man hat für diesen Fall nähmlich die Vorgehensweise gleich im Vertrag festgehalten.Ich sehe also keinen Grund, nach 10 Jahren generell das Verfahren anzuzweifeln. Und auch keinen Grund, nach 10 Jahren irgend einem Detail nachzulaufen, das möglicherweise wirklich rechtswidrig war. Gruesse!Holger

  8. Ms WM schreibt:

    Habe leider nicht viel Zeit, würde gerne aber auch noch etwas loswerden: Zum Thema Offenlegung fordern bei Intransparenz: Bei der Schlichtung sollten alle Fakten auf den Tisch kommen, Offenlegung wurde also gefordert, fand aber bezüglich der geologischen Gutachten nicht statt. Herr Geißler hätte sie strikter einfordern sollen! Was sind in der Regel Gründe für Intransparenz? Etwas soll nicht ans Tageslicht gelangen. (Hoffentlich kommt bald mal alles raus).Lügenpack rufen ist nicht verboten, und trifft bei Stuttgart 21 leider allzuoft den Nagel auf den Kopf. Es ist auch völlig normal, dass ohne Baugenehmigungen einfach mal so drauflosgebaut wird, weil man die Genehmigung ja sowieso bekommt. Deshalb hat man ja auch erstmal (2006?) nur die halbe Menge Wasser genehmigen lassen, obwohl man schon die Zahlen von heute wußte?zum thema detail, dass nach 10 Jahren möglicherweise rechtswidrig war: Am 01.10.2010 wurde rechtswidrige eine Platane gefällt um auf dem Geländer das GWM zu errichten, was ist also mit AKTUELLEN Rechtswidrigkeit? (der nicht nachgegangen wird!!)Und was ist mit den allerersten Entwürfen zu Stuttgart 21 in denen vom Abriss des Nord- und Südflügels noch nicht die Rede war? Wie sieht das in den Verträgen aus, die vor Jahren schon unterschrieben wurden.P.S.: Sie sind sicher nicht der „echte“ Holger?

  9. Holger schreibt:

    @Ms WM: Na da gehts ja wild drauflos! Es gibt viele Gründe, etwas nicht in die Zeitung zu setzen. Mein Gehalt geht niemand was an, außer mir. Dann gibts copyright oder Betriebsgeheimnisse, die die Konkurenz nichts angehen. Wenn ich eine Ausschreibung mache, gebe ich keinen Hinweis, welche Preise ich schätze, sonst kriege ich garantiert dann diesen Preis, oder einen höheren…etc. Wenn Geißler was nicht eingefordert hat, hatte er sicher seine Gründe.Wer nur noch „Lügenpack“ schreien kann, dem sind die Argumente ausgegangen.Ohne Baugenehmigung wird in Stuttgart21 nirgends gebaut. Wer das sonstwo tut, riskiert, daß auf seine Kosten rigoros abgerissen wird.Die Zahl fürs Grundwasser von 2006? bezog sich auf den Talkessel, der neue Antrag auf die Baugrube für den Bahnhof. Da wiederholen Sie einen längst erklärten Irrtum.Wenn eine Platane rechtswidrig gefällt wurde, klagen Sie! Oder veranlassen Sie, daß das Aktionsbündnis (BUND!!) klagt. Die Öffentlichkeit wird Ihnen große Aufmerksamkeit schenken, wenn SIe im Recht sind. Warum hat der BUND wohl nicht geklagt? Wenn ein Parkschützer was behauptet, muß es noch lange nicht stimmen.Man hat sich bemüht, den denkmalgeschützen Bahnhof komplett zu erhalten. Es war mit dem querliegenden Bahnhof dann nicht machbar, weil man ja nach unten beschränkt ist (diverse andere Tunnelröhren, Mineralwasser, Grundwasserhaltung etc). Deshalb hat letztlich auch der Denkmalschutz zugestimmt, wenn auch „unter Protest“.Vor Jahren wurden noch keine Verträge unterschrieben, sondern in Gremien/Parlamenten Beschlüsse gefaßt. Das ist ein gewaltiger Unterschied.Nein, Ich bin kein Polizist, also wohl nicht der „echte“ Holger.Was bleibt jetzt noch von ihrem Statement? Ein großes Vorurteil gegenüber allen etablierten Institutionen, die unseren Staat organisieren und führen. Wollten Sie nicht schon lange auswandern?

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