22.06.2011 #s21 Zweifel an den Aussagen der Polizei sind wieder einmal berechtigt

Um es gleich vorweg klarzustellen: Gewalt und Sachbeschädigung sind in jedem Falle abzulehnen und widersprechen dem Aktionskonsens des Bündnisses gegen S21. Und wenn am Montag nach der Montagsdemo Personen verletzt wurden, ist das schlimm und muss untersucht werden.
Es gibt allerdings durchaus Bilder und Videos, bei denen ich Zweifel bekomme, ob die Darstellung der Polizei, auf die sich ja alle Zeitungsartikel berufen, ganz stimmig ist. Zum einen sieht man den später angeblich schwer verletzten Polizisten, wie er fleissig dabei ist, Baumaterial über den Zaun zu werfen. Weiterhin sieht man diesen Polizisten, nachdem er angeblich schwer verletzt wurde, wie er in einem Polizeibus augenscheinlich unverletzt telefoniert und sogar lächelt. Darüber hinaus gibt es eigenartigerweise überhaupt keine Bilder oder Videos, die eben zeigen, wie und wo es zu dieser schweren Körperverletzung gekommen ist. In der Summe darf man also durchaus berechtigter Zweifel hegen, ob dieser Vorfall tatsächlich so schwerwiegend war, wie die Polizei glauben macht. Im Gegenteil lassen diese Bilder eher darauf schließen, dass die Version der umstehenden Zeugen der Wirklichkeit näher kommt, nämlich dass der Polizist selbst Hand angelegt hat, ggf. sogar zur Sachbeschädigung aufgerufen hat. Dass es zu einem Gerangel kam, bei dem er vielleicht tatsächlich auch verletzt wurde, ist bekannt. Bisher ist aber auch keinem Teilnehmer aufgefallen, dass ein Notarzteinsatz stattgefunden hätte oder gar jemand geblutet hätte. Der Polizist ist angeblich inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen.
Übrigens: „Schwer verletzt ist nach Definition der Polizei ein Mensch, der mindestens 24 Stunden im Krankenhaus verbleibt. “Die Klassifizierung in leicht, schwer oder schwerstverletzt ist eine Einteilung, die die Polizei für die Presse vornimmt”, erklärt Professor Peter Sefrin, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der in Bayern tätigen Notärzte in der “Apotheken Umschau”. “Sie sagt nichts aus über die wirkliche Schwere der Schädigung.” (http://www.parkschuetzer.de/statements/85124)
Ähnliches gilt für die knalltraumatisierten. Auch hier kann man durchaus an der Version der Polizei zweifeln. Natürlich war die Explosion sehr laut, aber es gab zahlreiche Demonstranten, die wesentlich näher zu dem Knallkörper standen und keinen Helm auf hatten. Die Polizisten machten nach der Explosion auch nicht den Eindruck, dass sie verletzt worden seien oder ein Knalltrauma erlitten hätten. Schwierig dabei ist natürlich, dass man Knalltraumata weder sehen noch verlässlich messen kann.
Diese Vorfälle müssen untersucht werden. Es darf nicht sein, dass Polizisten verletzt werden! Genauso wenig darf es aber auch sein, dass Demonstranten von der Polizei kriminalisiert werden! Und das passierte leider viel zu oft, das wissen wir. Dass die Polizei in einer schwierigen Lage ist jetzt, wo die Bahn ohne Rücksicht auf Verluste weiterbaut und der Widerstand dadurch wieder zunimmt, ist klar. Dabei muss aber auch die Polizei achtgeben, dass sie redlich und ehrlich bleibt. Gerade auch vor dem Hintergrund des Einsatzes vom 30.09.2010, für dessen heftige Maßnahmen es immer noch keine wirklich handfesten und überzeugenden Begründungen gibt, sollte die Polizei ein elementares Interesse haben, nicht noch mehr Vertrauen zu verspielen.

Friedlich bleiben!

Oben bleiben!

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5 Antworten zu 22.06.2011 #s21 Zweifel an den Aussagen der Polizei sind wieder einmal berechtigt

  1. kontrollfeld schreibt:

    Eine Verletzung am Kopf/Hals kann lebensgefährlich sein, ohne äußerlich erkennbar zu sein. Deswegen werden Patienten mit Verdacht auf sowas gründlich untersucht und im Krankenhaus beobachtet. Ist also kein Zeichen von „Nichtverletzung“, wenn jemand nicht blutet. Es ist auch medizinisch erklärbar, dass jemand (bis zu mehreren Stunden) nach einem Unfall scheinbar unbeeinträchtigt wirkt, obwohl er z.B. ein Schleudertrauma hat. Ich vermute, dass die Halsverletzung entstand als der Polizist bei der Rangelei am Kragen seiner Lederjacke nach hinten gezogen wurde.

  2. weisshaupt schreibt:

    als bürger fordere ich eine unabhängige und umfassende untersuchung der vorfälle – und zwar eine untersuchung innerhalb der polizeitruppe! ein glatzkopf mit lederjacke und einer schusswaffe, der innerhalb der menge von demonstranten randaliert, ist nicht wirklich als polizist erkennbar und hat offensichtlich gegen par.12 versammlungsgesetz verstossen. sollten diese schwerwiegenden vorwürfe seitens der polizei gelogen oder übertrieben sein fordere ich konsequenzen. in einem rechtsstaat darf es nicht durchgehen wenn polizeiliche gewalt regiert! wenn die staatsgewalt gelogen hat müssen köpfe rollen!

  3. Zwuckelmann schreibt:

    @Lesertipp: einen unsachlicheren und dümmeren Kommentar habe ich selten gelesen, vermischt er doch die Vorkommnisse am Montag Abend und die Reaktionen darauf zu einer großen polemischen Sauce ohne zu unterscheiden zwischen dem symbolischen Akt der Besetzung des GWM, der Körperverletzung und der Sachbeschädigung. Diese Unterscheidung ist wichtig, da jeweils andere Motive dahinter stehen. Die in diesem Kommentar scharf angegangene Grün-Rote Regierung trifft diese Unterscheidung durchaus, weshalb dieser „Lesertipp“ weder der Situation noch den Beteiligten gerecht wird und deshalb getrost überlesen werden kann. Einen Beitrag zur Aufklärung leistet er nicht.

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