31.05.2011 #s21 Baustopp-Rechenspiele der #Bahn sind für mich absolut nicht nachvollziehbar

Liebe Bahn, bitte erklären Sie mir, einem Geistes- und Wirtschaftswissenschaftler, keinem Ingenieur, wie Sie für einen Baustopp bis Oktober 2011 auf Mehrkosten von 410 Millionen Euro kommen. Für mich als Laie klingt das ziemlich eigenartig. Was ich einfach nicht verstehe: die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich angeblich auf 4,1 Mrd. Euro. Diese verteilen sich auf ca. 10 Jahre. Das hieße doch, dass pro Jahr ca. 410 Millionen Euro zu zahlen wären, wenn man den Bahnhof bauen würde und man eine lineare Kostenverteilung annehmen würde (was mit Sicherheit nicht der Realität entspricht – für dieses Beispiel aber annehmbar ist).

Wie kann es nun sein, dass für einen Baustopp von einem halben bis dreiviertel Jahr, also einer Zeit, in der keinerlei Gewerke verrichtet werden, genau so hohe Kosten auflaufen, wie wenn Sie ein gesamtes Jahr wie vorgesehen den neuen Bahnhof bauen? Ist das logisch? Ist das betriebswirtschaftlich seriös (!) zu erklären? Sie argumentieren mit Mehrkosten für das Projektmanagement (wie sollen diese in der von Ihnen genannten Höhe von 45 Mio. zustande kommen, wenn die Projektmanager Däumchen drehen?), betriebliche Mehraufwendungen und Einnahmeverluste (wo kommen diese her bzw. wo sollten diese in Höhe von 95 Mio. herkommen?) , Strafzinsen, die die Stadt Stuttgart für die verspätete Bereitstellung der Bahnflächen in Rechnung stellen würde (ist das sicher? Unser OB Schuster stellt Ihnen doch ganz sicher keine 100 Mio. Strafzinen in Rechnung! Das würde vollkommen entgegen seiner jetzigen Linie sein), und schließlich Inflationskosten (die kann ich nachvollziehen) und Regressforderungen (deren Rechtsgrundlage wiederum sind sehr umstritten! beides für 170 Mio.).

Ich bestreite gar nicht, dass ein Baustopp Geld kostet, sicher auch viel Geld, allein: mir will einfach nicht einleuchten, dass dieser Baustopp ein Zehntel der geplanten Gesamtkosten betragen soll. … Ups, mir kam gerade in den Sinn, dass diese Kosten, die Sie ja vielleicht erstattet bekommen, ja schon eine 10%ige Kostensteigerung des Projekts finanzieren könnte, ohne überhaupt über die Mehrkosten von Optimierungsmaßnahmen aus dem Stresstest geredet zu haben … aber das wäre gemein, Ihnen so etwas zu unterstellen. Sie sind bei der Bahn ja ehrliche Kaufleute!

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Eine Antwort zu 31.05.2011 #s21 Baustopp-Rechenspiele der #Bahn sind für mich absolut nicht nachvollziehbar

  1. observer schreibt:

    Nachvollziehbar sind solche Zahlen wohl nur für Experten für Großbauvorhaben nach eingehender Prüfung – und die gibts sicher auch in der Landesregierung.Als einfacher Zeitungsleser erscheint mir die Höhe aber als „Hausnummer“ schon plausibel : 6 Monaten Baustopp + 18 Monate Neuausschreibung = 2 Jahre Verzug. (d.h. längere Vorhaltezeiten des Projektteams und doppelte Arbeit der Ausschreibungen) . Dafür errechnet die Bahn die Durchschnittskosten für 1 Jahr als Gesamtzusatzkosten. Wenn Schuster auf die Zinsen (für die Bürger Stuttgarts) verzichten würde und die Landesregierung das Regressforderungsrisiko direkt übernehmen würde, hätte die Bahn diese Posten sicher nicht auf ihrer Liste. Aber auch der Rest ist teuer bei einem so riesigen Projekt.

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