Rede vom 08.04.2013

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter!

Ich spreche hier als Vertreter der Blockadegruppe der Parkschützer. Sechs Minuten motivierende Rede hat man mir hier auf dieser großen Bühne der Mächtigen des Widerstands gewährt.

Sechs Minuten also. Die Zeit gilt ab … jetzt!

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter!

Es ist schon grandios, dass wir heute hier zum 167. Mal an einem Montag Abend zusammen stehen und demonstrieren. Diese Montagsdemonstrationen sind enorm wichtig. Sie stellen den Anker der Bewegung dar. Sie sind der verlässliche Treffpunkt, um Informationen auszutauschen. Und sie sind wichtig, um uns selbst zu vergewissern, dass es richtig ist, was wir hier machen. Erst recht, nachdem sie uns den Park und damit unseren Treff- und Bezugspunkt genommen haben. Deshalb von hier einmal ein großes Dankeschön an die Organisatoren dieser Demo!

Aber Widerstand muss stören, Protest muss nerven, um wirksam zu sein. Stört er nicht, kann er von den Verantwortlichen getrost ignoriert werden. Nicht nur ich habe aber das Gefühl, dass wir die Verantwortlichen inzwischen zu wenig stören und viel zu wenig nerven. Wir sind für die Projektpartner ziemlich berechenbar und dadurch auch ziemlich ungefährlich geworden!

Das war früher anders. Unser Protest gegen Stuttgart21 war sichtbarer. Unser Protest war spontaner. Und er war kreativer, weniger routiniert. Wir waren weniger berechenbar und wahrscheinlich radikaler. Und oft wünsche ich mir wie viele von Euch auch, dass der Widerstandsgeist von 2010 wieder stärker auflebt und wir doch wieder ein bisschen radikaler werden.

Mit radikal meine ich nicht etwa, dass wir Bomben werfen sollten. Wir müssen nicht extremer oder gar extremistischer werden, sondern „grundsätzlicher“. Radikal kommt aus dem Lateinischen. Radix ist die Wurzel. Radikal heißt also: Zurück zu den Wurzeln!

Radikal heißt für mich, dass wir keine Rücksichten mehr nehmen auf parteipolitische Ränkespiele oder wahltaktische Strategien nicht zuletzt auch innerhalb unserer Bewegung. Nur die Sache zählt!

Radikal heißt für mich auch, dass wir keine Rücksichten mehr nehmen auf eine möglichst gefällige Außenwirkung unseres Protests. Radikalität erzeugt aus sich heraus Sympathien!

Und radikal heißt schließlich auch, dass wir durch Toleranz und Akzeptanz untereinander der Buntheit und Kreativität unserer Bewegung wieder mehr Luft zum Atmen geben. Jeder sollte im Rahmen des Aktionskonsenses das tun und sagen dürfen, was er für richtig hält.

In diesem Sinne sollten wir wirklich wieder radikaler werden!

Eine etwas radikalere Aktionsform praktizieren wir von der Blockadegruppe schon sehr lange. Wir üben zivilen Ungehorsam. Unsere Aktionen erschöpfen sich nicht, wie es die Gruppenbezeichnung nahe legt, in reinen Blockadeveranstaltungen. Vielmehr geht es darum, gezielt und ganz bewusst Grenzen zu überschreiten. Im Kernerviertel beispielsweise, wo gerade kräftig Rohre verlegt werden, stehen viele Parkverbotsschilder für die Baustellen. Manche der Schilder hüpfen wie von Geisterhand über Nacht aus ihrer Halterung und stehen morgens nicht mehr an Ort und Stelle. Das führt dazu, dass Autos genau dort parken, wo eigentlich Bauarbeiten stattfinden sollten. Auch das ist ziviler Ungehorsam. Und auch die symbolische Besetzung von Gebäuden oder von Baustellenflächen ist natürlich ziviler Ungehorsam, aber eben auch Blockadeaktionen.

Ziviler Ungehorsam heißt aber auch, nicht den Schwanz einzuziehen, wenn es brenzlig wird, sondern zu seiner moralisch gerechtfertigten Regelübertretung zu stehen. Deshalb sind es vor allem auch Mitglieder der Blockadegruppe, die aktuell zahlreich vor Gericht stehen, oft wegen kleinster Vergehen. Und deshalb ist es auch so wichtig, dass wir möglichst viele sind! Denn je mehr wir sind, desto weniger wird jeder einzelne verfolgt – nicht weil wir uns in der Masse verstecken, sondern weil wir durch Masse das System überfordern!

Ihr alle seht selbst, wie sich die Rohre bereits durch das Kernerviertel schlängeln. Zeit tut Not! Denn das GWM ist die Achillesferse des gesamten Projekts. Geht das GWM auch nur mit halber Kraft in Betrieb, werden die Tiefbauarbeiten beginnen. Und genau deshalb ist ziviler Ungehorsam gerade jetzt wichtiger denn je!

Jeden Dienstag früh erleben wir, wie einfach und wirkungsvoll es ist, die Routinen von Stuttgart21 zu stören. Schon wenige Leute, die auf einem Gehweg stehen oder sitzen, können die Verlegung der blauen Rohre für Stunden aufhalten. Je mehr wir sind, desto wirkungsvoller sind wir. Die Dienstagsfrühstücke werden bewiesenermaßen selbst bis in die höchsten Kreise wahrgenommen. Sie sind ein lästiger, immerwährender Stachel in diesem neoliberalen Lobbyprojekt, und das allein kann so falsch nicht sein!

Als Kind habe ich oft das Brettspiel Malefiz gespielt. Viele von Euch werden es kennen. Es ist eigentlich eine verschärfte Form von „Mensch ärgere dich nicht“. Man kann den anderen hinaus werfen, man kann ihm aber auch immer und immer wieder Barrikaden auf seinen Weg zum Ziel legen. Und das konnte so ärgerlich sein, dass ich manchmal auf dieses Spiel keine Lust mehr hatte. Und genau so wünsche ich mir unseren Widerstand. Rauswerfen können wir so leicht niemanden. Deshalb lasst uns viele und noch mehr Barrikaden auf die Wege der Projektpartner setzen. Lassen wir sie sich so sehr ärgern, dass sie keine Lust mehr haben auf dieses elende, zerstörerische Spiel!

Die nächsten Möglichkeiten, Barrikaden mit uns auf das Spielfeld zu setzen, gibt es jeden Dienstag früh. Inzwischen treffen sich Projektgegner nicht nur Dienstags früh, teilweise sogar auch tagsüber, um zwischen den Rohrbrücken zu stehen, die in diesen Tagen miteinander verbunden werden. Niemand kann uns verbieten, auf öffentlichen Gehwegen zu stehen!

Am 16. April, also Dienstag in einer Woche, ist eine große Aktion im Kernerviertel geplant. Um 6:30 wird ein Großfrühstück in der Urbanstraße über der Einfahrt des Wagenburgtunnels stattfinden. [Wichtiger Hinweis: Bitte beachtet aktuelle Flyer oder Bekanntmachungen, dieser Termin scheint noch nicht ganz sicher zu sein!]

Und schließlich gibt es eine besonders wichtige Möglichkeit im Mai. Dann wird der große Herrenknecht-Bohrer nach Stuttgart geliefert. Schon jetzt machen wir uns Gedanken darüber, wie wir ihn angemessen begrüßen wollen. Die Erfahrungen mit den Castor-Transporten werden für uns sehr hilfreich sein.

Deshalb bitte ich Euch alle: Beteiligt Euch an den Aktionen! Ich bin überzeugt davon, dass unser Widerstand, unser Protest über die Montagsdemonstrationen hinaus wieder radikaler werden muss, um wirksam zu sein.

Wenn ihr andere Vorstellungen von wirksamen Protest habt oder gar wisst, wie wir Stuttgart21 sonst stoppen können, kommt heute im Anschluss an diese Montagsdemo in den Württembergischen Kunstverein. Dort diskutieren wir darüber, wie Stuttgart21 zu stoppen ist.

Oben bleiben!

Für diese Rede habe ich bei „F.Ritz“ geklaut, der ein sehr wichtiges Statement im Parkschützer-Forum eingestellt hatte und das ich hier einfach einmal in Ausschnitten kopiere:

„Möglicherweise muss man radikaler denken, wenn man einen skandalösen, schädlichen Tiefbahnhof und seine Folgen seriös verhindern will. Das nicht, um etwa schlussendlich Bomben oder mit Dreck zu schmeißen (was ja auch nicht radikal, sondern lediglich extremistisch, albern & gleichwohl letztlich dumm wäre), sondern um u.a. nicht der Gefahr der Selbstreferenzialität und des Autismus auf einem langen Weg zu erliegen (nicht, weil ’sich das nicht gehört‘, sondern weil es einem nicht hilft, dafür aber der Gegenseite um so mehr..). Dieser Umstand will eher als Gruppenphänomen verstanden sein, als dass es sich speziell auf die mannigfach seltsamen Individuen innerhalb des Protests bezieht.

Dieses ‚radikalere Denken‘ (radix, lat. = Wurzel) kann, mit ein wenig Denk-Disziplin, dazu führen, dass man recht genau begreift, mit WEM und WOMIT man es zu tun hat. -Im Frühsommer 2010 war in einem Beitrag zu lesen, dass die protestierenden Stuttgarter – ob es ihnen nun bewusst sei oder nicht – mit ihrem Widerstand gegen S21 „ihre Hand an das Genick des neoliberalen Zeitgeistes gelegt“ hätten. Jetzt, fast drei Jahre später, muss man konstatieren, dass den Stuttgartern dies‘ wohl für die meiste Zeit nicht bewusst war. Vor allem immer dann nicht, wenn es ihnen im ureigensten Interesse dessen, was sie verhindern wollten & wollen, hätte sehr bewusst sein müssen – mit der Folge, dass heute… -nun ja, das kennen alle auswendig.

[…]

Sollten wir also vielleicht irgendwann versuchen, z.B. etwas Subversiv-Komisches auf die Beine zu stellen (eine sarkastische Pro-S21-Demo oder eine gefakte Zeitungsausgabe, wie das die YES MEN 2008 mit der NYT taten, oder – statt einer x-ten, drögen Latschdemo – eine Massen-Tango-Tanz-Veranstaltung für Leute ab 60 auf dem Schlossplatz, o.Ä.), könnte die Schlussfolgerung sein, dass man eher die Grenzen (i.d.F. des Humors) verwegen und mutig auslotet, als darauf bedacht zu sein, sie ja bloß nicht zu verletzen (etwa so wie unsere Hauptakteure dummerweise in entscheidenden Augenblicken immer darauf geschielt haben, was die Medien wohl berichten könnten – so denken Regisseure oder Berufs-Politiker, nicht Widerständler; ganz abgesehen davon, dass das zeigt, dass unsere Häuptlinge die Rolle der Medien in der real existierenden Gesellschaft überhaupt nicht begriffen haben – sie glauben immer noch, man könne die Medien irgendwie für sich gewinnen oder einspannen – und begreifen die einfachste Sache nicht: dass die Medien zu aller erst lediglich auf eigenen, baren Gewinn aus sind, und die Chiefs und ihre Indianer selbst es sind, die dazu eingespannt werden –“Dumm wie Wulff“…)

[…]

Ein schöner Schritt nach vorn wäre so gesehen die stabile, selbst-bewusste Erkenntnis, dass Widerstand (vor allem, wenn man diesen übermächtigen Gegner hat) kein olympischer Contest ist, in dem eine B-Note vergeben wird. Widerstand heißt: Regeln brechen. Widerstand heißt: Neue, eigene Regeln wollen. Widerstand ist Ärgermachen. Punkt.“

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25 Antworten zu Rede vom 08.04.2013

  1. Fred Heine schreibt:

    Was soll man dazu sagen? Erst haben es die S21-Gegner erfolgreich geschafft, die Volksabstimmung zu vergeigen, indem sie meinten, sie müssten den Bürgern Baden-Württembergs nur ordentlich auf den Keks gehen, um Stuttgart 21 zu verhindern. Die haben Euch dann mit ihrem Stimmzettel einen Denkzettel erteilt (ich darf daran erinnern: nicht einmal in allen Stuttgarter Innenstadtbezirken hattet Ihr eine Mehrheit!). Jetzt meint hier einer, wenn man den Leuten nur weiter ordentlich auf den Nerven rumtrampelt, könnte man noch einen Blumentopf gewinnen. Da verwechselt einer politische Aktion mit mentaler Masturbation.
    An dieser Rede wird doch eines deutlich: der Widerstand ist sich selbst genug! Der Bahnhof ist völlig unwichtig geworden. Wichtig ist nur, sich als Widerstandsheld zu begreifen. Morgens vor dem Spiegel stehen und in herrlicher Selbstgerechtigkeit von Che Guevara träumen … Früher ging man sonntags in die Kirche, heute strukturiert man sich über die Montagsmesse am Rathaus seine Woche. Wenn es Euch hilft, nicht in der eigenen Sinnlosigkeit zu versacken, so sei es Euch gegönnt!

    • dichtbert schreibt:

      LOL, ganze 16 Stunden hat der liebe Fred Heine benötigt, um sich so einen seltsamen Kommentar zusammen zu reimen… Respekt! Sorge mich nur etwas darum, ob er seinen eigenen Text überhaupt versteht.

    • Beobachter schreibt:

      Dies ist eine treffende Analyse, Fred Heine.

  2. Ricarda Feldmann schreibt:

    Hmm, bei diesem Text und Redeinhalt könnte es durchaus möglich sein, dass Herr D.M. Zwuckelmann – mal wieder – von der Staatsanwaltschaft hört. In Kürze, mit grosser Wahrscheinlichkeit sogar, denke ich mal.

  3. Ricarda Feldmann schreibt:

    So blöd, öffentlich zu Straftaten aufzufordern und seine „Rede“ dann auch noch im Netz zu veröffentlichen sind nicht einmal Herr Sittler, Herr Lösch oder die Pfarrerin. Die hetzen deutlich subtiler. Da hätten Sie sich, werter Zwuckelmann, vielleicht besser mit Herrn von Loeper kurzschließen sollen.

    • dichtbert schreibt:

      Ob es sich um eine Straftat handelt, entscheiden immer noch Richter und keine Staatswanwälte. Als blöd würde ich Sie jetzt mal nicht unbedingt bezeichen, aber die besonders Hellste scheinen Sie mir auch nicht gerade zu sein. Zumindest haben Sie von juristischen Dingen herzlich wenig Ahnung. So etwas ist immer dann besonders peinlich, wenn man seine kleine Facebookwelt verlässt… nicht wahr?

      • Ricarda Feldmann schreibt:

        Dann schaun wir mal werter Dichtbert ->Polizei ->Staatsanwalt ->Gericht ->Richter – das geht jetzt alles seinen Gang, da bin ich mir ganz sicher 🙂

      • zwuckelmann schreibt:

        Ricarda, gerne gebe ich Ihnen Bescheid, wenn ich von den „Strafverfolgungsbehörden“, wie sie wohl gemeinhin genannt werden, etwas höre.

    • nixle schreibt:

      Liebe Ricarda, ihr Morriz hat wohl Probleme mit dem Wasserlassen. Ich würde ihn zum
      „your personal Urologe“ am Marienplatz schicken. Vielleicht klappt’s dann mit dem Richard. Adonixe gegen Sanchez =00. Ja,ja , Dolly Buster ist ein Waisenkind gegen die
      Klampfe Ricarda. Viel Spass im Kreise ihrer Gitarren. Feld-mann hat ein weites Herz das schmerzt. Einsamkeit tut so weh!

      Die Einsamkeit ist ein dichter Mantel, und doch friert das Herz darunter.

  4. dichtbert schreibt:

    Zum eigentlichen Blog: Starke Rede, chapeau, Zwucki! Da ich sie mir leider nicht live anhören konnte, musste ich auf die Konserve zurückgreifen. Aus eigener Erfahrung, weiss ich, dass es alles andere als leicht ist, sich hinzustellen um so eine Rede vor so vielen Menschen souverän über die Bühne zu bringen. Spottende Befürworter-Kommentare sind dabei nicht mal eine Randnotiz wert 🙂

    • Ricarda Feldmann schreibt:

      :/ leider konnte dichtbert nicht, dichtbert konnte nicht dabei sein, dichtbert konnte noch nie wenn es drauf ankommt, denn: dichtbert, SIE sind ein wahrer virtueller Froind ….

  5. Karl Nepp schreibt:

    Erstaunlich, wie viele Befürworter von S21 sich bei Zwuckelmann einfinden. Dies ist der beste Beweis wie wichtig seine Kommentare sind. Weiter so Zwuckelmann – you never walk alone !

  6. Joe schreibt:

    Der erste anspruchsvolle Beitrag auf einer Montagsdemo seit Monaten, wenn nicht seit Jahren.
    Hätte man die „offizielle“ Versagertruppe spätestens nach der desaströsen Volksabstimmung zum Teufel gejagt, dann hätte man einen effektiven Protest organisieren können. Danke Zwuckelmann !

  7. UlmerSchachtel schreibt:

    Klasse Rede und ein saucooles Doppelpack mit Lucas Zeise, trotz Glockenbimmelbamm!
    Checkt Lucas Zeises samstägliche Kolumne in der Tageszeitung junge Welt: „Zu Lust und Risiken des Kapitalverkehrs“! –> http://www.jungewelt.de/2013/04-06/018.php

  8. Pingback: Bericht Veranstaltung am 8. April 2013: “Wie können wir S21 noch stoppen?” | Bei Abriss Aufstand

  9. Jared G. Fisher schreibt:

    Ökonomisch denken wir auch: „Rechtssicherheit spart Staatssicherheit!“ Und wir sind sogar zu existentiellen Verzichten bereit: „Bürger,stell die Glotze ab, setz dich jetzt mit uns in Trab!“· Ja: Die Sprache springt aus dem Ämter- und Zeitungsdeutsch heraus,in das sie eingewickelt war, und erinnert sich ihrer Gefühlswörter. Eines davon ist ·“Traum“. Also träumen wir mit hellwacher Vernunft Stell dir vor, es ist Sozialismus, und keiner geht weg! Sehen aber die Bilder der immer noch Weggehenden, fragen uns: Was tun? Und hören als Echo die Antwort: Was tun! Das fängt jetzt an, wenn aus den Forderungen Rechte, also Pflichten werden:Untersuchungskommission, Verfassungsgericht. Verwaltungsreform. Viel zu tun, und alles neben der Arbeit. Und dazu noch Zeitung, essen! Zu Huldigungsvorbeizügen, verordneten Manifestationen werden wir keine Zeit mehr haben, Dieses ist eine Demo, genehmigt, gewaltlos. Wenn sie so bleibt, bis zum Schluß, wissen wir wieder mehr über das, was wir können, und darauf bestehen wir dann: Vorschlag für den Ersten Mai: Die Führung zieht am Volk vorbei. Unglaubliche Wandlungen. Das ·“Staatsvolk der DDR“· geht auf die Straße, um sich als „Volk“ zu erkennen. Und dies ist für mich der wichtigste Satz dieser letzten Wochen – der tausendfache Ruf: Wir – sind – das – Volk!

  10. virtuelle Streikformen so zu betreiben, dass sie den realen in ihrer Bedeutung in nichts nachstehen könnten. Wie kann man virtuell streiken und welche ungeahnten, verborgenen politischen Möglichkeiten ergeben sich dadurch? Eins scheint jedenfalls mittlerweile klar geworden zu sein: das Analoge und Digitale muss in einer Synthese radikal überdacht werden; hier könnte von einer Phänomenologie des Streikens gesprochen werden, die den Körper und die digitalen Ströme im Politischen, im Ereignis, zusammenführen. In diesem Hybridraum müssen Codes nicht zerstört werden, sondern im kreativen Sinne re-codiert werden.

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