Ist das normal oder bin ich nur zu sensibilisiert? Ist es normal, dass ein Großprojekt wie Stuttgart21 bereits zu Beginn mit so vielen Pannen zu kämpfen hat? Oder fallen mir die Pannen nur so stark ins Auge, weil ich dieses Projekt besonders intensiv beobachte?
Auffällig ist jedenfalls, dass tatsächlich alles, was die Bahn bei diesem Projekt anpackt, nicht so läuft, wie sie es geplant hatte. Der ursprüngliche Zeitplan wird nahezu im Monatsrhythmus korrigiert, was die Projektpartner aber bisher nicht sehr zu stören scheint. Über die dadurch entstehenden Kosten wird bisher nicht laut gesprochen, aber auch hier ist jetzt schon klar, dass es unterm Kostendeckel gewaltig kocht!
Bereits beim Abriss des Nordflügels traten die ersten Verzögerungen ein, weil die Bahn nicht mit einem derart massiven Protest vor dem Bautor gerechnet hat. Der anhaltende Protest und die brutale, vollkommen überzogene Räumung des Schlossgartens am 30.09.2010 führten schließlich dazu, dass sich die Projektpartner und die Projektgegner erstmals an einen Tisch setzten, um über die Fakten zu sprechen. Diese Faktenschlichtung inklusive des Stresstests dauerte gut ein halbes Jahr. Schließlich wurde eine große Anlage für das Grundwassermanagement auf dem freigeräumten Gelände errichtet. Die Verlegung der ersten Rohre durch die Stadt wurde jedoch bald schon gerichtlich gestoppt, weil verpasst wurde, dass für die Zusammenlegung ursprünglich mehrerer, dezentral geplanter Wasseraufbereitungsanlagen zu einer einzigen Anlage die Naturschützer anzuhören sind. Die wenigen verlegten Rohre stehen seither und nun schon viele Monate wie ein Menetekel rund um den Bahnhof. Daraufhin bemühte man sich, den Südflügel abzureißen. Doch auch hier verlief nicht alles nach Plan. Nachdem rund die Hälfte des Südflügels abgerissen war, demolierte ein Bagger eine Dachstütze, so dass die gesamte Dachkonstruktion instabil wurde. Vor einem weiteren Abriss mussten erst neue, massive Stützen für das Dach eingezogen werden. Wieder gingen einige Monate ins Land. Schließlich entschied das Eisenbahnbundesamt vor wenigen Tagen, dass für die Erweiterung der Grundwassermanagementanlage eine umfangreiche Planänderung mit Anhörungsverfahren notwendig sei. Die Erweiterung ist notwendig geworden, weil die Bahn anstatt der ursprünglich geplanten 3,2 Mio. Liter mehr als das doppelte Volumen umwälzen will. Warum eine so zentrale Größe in der ursprünglichen Planung so falsch sein kann, bleibt unhinterfragt. Das nun geforderte Änderungsverfahren dauert erfahrungsgemäß viele Monate. Dadurch verzögert sich die Inbetriebnahme der Grundwassermanagementanlagen voraussichtlich um ein weiteres ganzes Jahr. Seit einigen Tagen werden Probebohrungen im gerodeten Schlossgarten durchgeführt und es sollen probeweise erste Betonpfähle in die Erde gerammt werden. Bei diesen Arbeiten wurde nun gestern eine zentrale Fernwärmeleitung demoliert mit der Folge, dass nach einer Reparatur zumindest das Planetarium ohne Anschluss ist.
Diese Aufzählung ist nicht vollständig, doch sie reicht aus, dass man sich fragen muss: Ist das alles normal? Ist es normal, dass so viele Pannen bereits bei den bauvorbereitenden Maßnahmen passieren? Ist es normal, dass der Zeitplan und damit auch die Kostenplanung zu einem so frühen Zeitpunkt bereits so aus dem Ruder laufen?
Wenn das tatsächlich normal sein sollte, müsste man ja über die gesamte Projektzeit mit weiteren derartigen, “unvorhergesehenen”, aber dennoch “normalen” Verzögerungen rechnen. Diese hätten dann strenggenommen in die Planungen mit aufgenommen werden müssen – was sie offensichtlich nicht sind. Rechnet man die bereits entstandenen Verzögerungen auf die gesamte, ursprünglich geplante Projektzeit hoch, so würde sich die Bauzeit um mehrere Jahre verlängern und die Baukosten würden sich um einige Milliarden Euro verteuern. Und man müsste davon ausgehen, dass die Bahn als Bauherrin explizit wusste, dass sowohl der Zeitrahmen als auch der Kostenrahmen viel zu optimistisch angegeben wurden. Dann jedoch wurden wir, die Bürger, bewusst angelogen. Und dann können sich die Projektpartner in keiner Weise mehr auf das Ergebnis der Volksabstimmung berufen, denn dann beruhte diese (wie sämtliche anderen öffentlich gemachten Unterlagen!) offensichtlich auf Lug und Betrug!
Wenn solche Pannen demgegenüber nicht normal sein sollten, muss man sich unweigerlich fragen, ob die Bahn überhaupt in der Lage ist, einen Bahnhof dieser Größenordnung wie geplant zu bauen. Denn auch dann ist damit zu rechnen, dass derartige Pannen und Verzögerungen auch weiterhin auftreten und die Bauzeit deutlich verlängern und die Kosten wesentlich in die Höhe treiben. Denn warum sollte der Bau nun plötzlich anders ablaufen als die bisherigen Arbeiten? Warum sollte plötzlich alles wie am Schnürchen laufen, wenn es bisher alles andere als so lief? Vor allem wurden die wirklich riskanten Bauarbeiten noch gar nicht in Angriff genommen, es wird ja bisher nur vorbereitet!
Ob Betrug oder Unfähigkeit, jetzt muss erneut ernsthaft hinterfragt werden, ob man diesen Bahnhof mit der Brechstange, vielen Milliarden Euro Mehrkosten und mehreren Jahren Bauzeitverlängerung realisieren will. Das ist alles jetzt schon abhersehbar – und jeder, der etwas anderes sagt, lügt sich in die Tasche! Ein gesichtswahrender Ausstieg aus den Verträgen ist jederzeit möglich, wenn sich die Projektpartner gemeinsam darauf verständigen. Die Volksabstimmung sollte nicht dazu missbraucht werden, ein derart vermurkstes Projekt blind voranzutreiben und jegliche gebotene Vorsicht und Vernunft zu übergehen. Wir sehen schwierigen wirtschaftlichen Zeiten entgegen, die öffentlichen Kassen werden noch strenger haushalten müssen – wer jetzt nicht die Reißleine zieht, begiebt sich mit Stuttgart21 auf eine unkalkulierbare Höllenfahrt!
Deshalb lieber: oben bleiben!
Ist ja wieder typisch: da wird blockiert bis zum geht nicht mehr – man hat den Eindruck bei vielen nur um des blockierens willen- und dann beschwert sich der Blockierer am Ende des Tages noch weil es langsam voran geht. Würden die Blockierer ihre Energie SINNVOLL einsetzen hätten wir in Stuttgart wahrscheinlich den fortschrittlichsten (unterirdischen) Bahnhof der Republik. So aber haben wir das Vergnügen vom Rest des Landes belächelt zu werden aufgrund unserer dollen Parkschützer und deren selbsternannten Chef (=Sprecher)….Denkt mal drüber nach!
Lieber Horsti, liebe Reflex-Gegen-Gegner,denk mal: was wäre passiert, wenn in Berlin vorab die Probleme auf den Tisch gekommen wären? denk mal: was wäre passiert, wenn in ASSE frühzeitig auf die Probleme hingewiesen worden wäre, denk mal: was wäre passiert, wenn in Köln der verstand vor Profit gegangen wäre? denk mal: was wäre passiert, wenn menschen ńicht den Mumm gehabt hätten und widerrechtl. DAten aus der Schweiz geklaut hätten… die nachzahlungen sind gigantisch…was also wären mit all den problemen passiert, auf die wir immer und immer hingewiesen haben…. ja, sie wären auch ohne uns aufgetaucht …. nur auch kurz vor der mit VIPs aufgeladenen veranstaltung wie in Berlin? wenn wir menschen nicht seit jahren so herumgesaut hätten, dann wäre der Naturschutz auch nicht so dringend, wenn wir menschen nicht seit Jahren mehr Wert auf das banken, Börsen und das Firmen gelegt hätten, dann wäre uns aufgefallen, dass ohne mensch keine Wirtschaft funktioniert, leider haben die in Berlin, Brüssel und wo auch immmer diese Kleinigkeit vergessen! Euer Fehler, liebe Reflex-Gegen-Gegner ist eigentlich ein markwirtschaftliches: niemand kann mir eine neue Bratpfanne aufzwingen, wenn ich eine Gute in betrieb habe, jeder Vermarkter muss dann neue Argumente finden! Die Schuster versuchen mir mit Zwang eine aufs Auge zu drücken…. denk mal über EnBW, LBBW, Hypo, RatingAgenturen, ECE etc nach….
„…den fortschrittlichsten (unterirdischen) Bahnhof der Republik“rofl!ungefähr so fortschrittlich wie das konzept der deutschen EM-Auswahl, jetzt fehlen nur noch die „tore“…
Was habe ich mich aufgeregt, als dieser Herr Schmiedel vor längerer Zeit schon sich zu der Behauptung verstieg, über diesem Projekt, Stuttgart mit einem Höhlenbahnhof zu begücken, liege „Gottes Segen“. Nach den Berichten der Stuttgarter Zeitung gestern und heute erkenne ich neidlos an: Schmiedel hatte recht.Und dem Horsti ins Stammbuch: Wenn das angeblich bestgeplante Projekt der Republik einfach nicht vorwärtskommt, sind natürlich die Blockierer schuld. Ich behaupte mal ganz frech: Wenn es den Widerstand nicht gegeben hätte, wäre das Projekt schon längst sang- und klanglos untergegangen. Horsti sollte sich also bei allen Widerständlern, Gegnern und Blockierern schön bedanken!!!!